Es ist Ende Oktober, als ich mit meinem Freund und Namensfetter Raphael Gasser in den tiefsten Süden Europas reise. Dort soll uns ein Stausee erwarten, der mitten im Niemandsland liegt. Umgeben von Bergen und uralten Bäumen schlängelt er sich einige Kilometer durch ein immer schmaler werdendes Tal. Lange hatte ich darauf gewartet an diesem See zu stehen und er schien uns gerade zu begrüßen zu wollen. Die Sonne kletterte langsam über die Berge und mit jeder Sekunde wurde sie kräftiger. Als die Sonnenstrahlen auf das Wasser trafen, färbte es sich umgehend Türkis. Ich setzte die Sonnenbrille und meine Kappe auf. Hier war ich richtig!
Wir setzten uns die ersten Nächte zentral in den Hauptseekörper. So konnten wir unsere Ruten gut verteilen und die größte Wasserfläche beobachten. Ich setzte von Anfang an auf die weißen Scoberrys in 18 und 24mm. Ich erhoffte mir, dass die Karpfen wohlmöglich wenig Erfahrung mit Boilies haben und schnell Vertrauen in die extrem auffälligen und süßen Boilies finden würden. Zwei meiner Ruten waren Fallen, welche ich in unmittelbarer Nähe zum Ufer platzierte. An Stauseen gilt für mich, dass eine Rute nie nah genug am Ufer liegen kann. Meine dritte Rute legte ich auf eine Art Landzunge, welche sich unter Wasser weit in den See erstreckte. Am Ende der Landzunge war es knapp 17 Meter tief. Zum Ufer verlief sie flach, während sie an der Spitze auf 21 Meter abfiel. Ich entschied mich dazu eine Rute auf 17 Meter abzulegen und großflächig Scoberrys, Mais und einige Pellets zu verteilen.
Es war nahezu surreal als schon um 23 Uhr der erste Fisch auf meine 17 Meter Rute einstieg! Nach einem langen Drill vom Boot, lag am Ende der erste Fisch der Session auf der Matte. Am Haar kam dafür ein 24mm Sinker und ein 16mm Basemix Pop-Up zum Einsatz.
Ich fütterte direkt nach und hoffte, dass es nicht der letzte Fisch der Nacht sein würde. Doch leider blieb es sogar noch eine weitere Nacht ruhig. Wir versuchten eine Erklärung zu finden, da wir mit den Spots zufrieden waren. Das was uns als besonders plausibel erschien, war der extrem hohe Luftdruck. Doch die Fische mussten ja irgendwo sein. So startete mein Freund Raphael schon früh morgens eine Erkundungstour durch das lange Tal. Nach einigen Stunden kam er zurück mit Informationen zu einem neuen Platz. Nach kurzer Zeit einigten wir uns den Platz zu wechseln.
Als wir mit diesem Gedanken abgeschlossen hatten, legte meine 17 Meter Rute plötzlich einen Dauerton hin. Nach einem Drill vom Boot landete der Fisch sicher im Kescher. Dies hielt uns jedoch nicht von unserem Plan ab, den Platz zu wechseln. Wir erhofften uns einfach noch mehr.
Ich entschied mich jedoch den Platz auf 17 Meter weiter unter Futter zu halten. So fütterte ich am Morgen unseres Platzwechsels etwa 4 Kilo Boilies auf eine Fläche von 4 Tennisfeldern und wollte dies in den kommenden Tagen wiederholen.
An der neuen Stelle deckten wir wieder Tiefen von etwa einem Meter bis 18 Meter ab. Wobei gesagt werden muss, dass 18 Meter hier die tiefste Stelle war. Meine Rute, welche ich nur ins eigene Ufer gependelt hatte lag auf zwei Metern Tiefe und sollte uns den ersten Fisch am neuen Spot bringen. Da das Ufer hier steil war, hatte ich etwa 5-6 Scoberrys halbiert und unmittelbar um den Snowman verteilt. Dazu gab es noch eine halbe Hand Mais und die Falle war bereit.Doch bis auf diesen Biss blieb es auch hier für einige Nächte ruhig. Nun war ich dran mit der Spotsuche. Ich wollte bis zum Damm fahren und nach Fischen Ausschau halten. Ich entdeckte verschiedene Spots, die wir von einer Landzunge anfischen konnten. Unter anderem war es so auch möglich, dass wir an den Futterplatz auf 17 Meter fischen konnten. Dazu sollte in den folgenden Tagen ein extremes Tiefdruckgebiet Einzug halten. Wir waren gespannt, ob es dann tatsächlich besser laufen würde…
Am neuen Spot angekommen, fand das Hochdruckgebiet seinen Zenit. Doch der Plan ging auf. Die Fische hatten das Futter auf 17 Meter angenommen und Vertrauen gefunden. Gleich in der ersten Nacht stieg ein schön beschuppter Spiegler mit 16kg ein.
Was im Tiefdruckgebiet folgte war nicht mehr in Worte zu fassen. Es fegte ein Gewitter über uns, wie ich es zuvor selten erlebt hatte. Mittags hagelte es so, dass der Boden mit einer weißen Schicht bedeckt war. Die Berge um uns herum setzten Schnee an und es hörte nicht auf zu regnen. Den Fischen schien es zu gefallen und so kamen auch deutlich mehr Bisse! Es war unglaublich, wie sehr sich das Tiefdruckgebiet auf die Fische ausgewirkt hatte.
So fanden doch noch einige Fische den Weg in unsere Kescher. Dabei gelang mir am vorletzten Tag ein Fang, auf den ich lange gehofft hatte. Schön beschuppte Fische sind an meinen Hausgewässern extrem selten und umso mehr freute ich mich über diesen Fisch!
Euer Rafael