Jetzt ist die Zeit wieder da dass die Fische sich den Winterspeck anfressen sollen. Die Nächte werden wieder länger, die Blätter werden bunt und der Wind stellt sich auf westliche Richtungen ein mit einem Mix aus Wolken und Regen. So dachte ich mir das, auf jeden Fall, als ich vor dem Tag der Wiedervereinigung bei meinem Chef den Urlaub einreichte!
Leider hatten wir aber nicht wirklich das Wetter was ich mir gewünscht hätte. Nein, eine gesunde Ostwetterlage mit wenig Wind viel Sonne und kalten Nächten.
So’n Shit!
Frank hatte zu dem Zeitpunkt auch Urlaub und wir hatten angedacht uns zusammen für zwei Tage am See niederzulassen um die neuen Prototypen aus unserer zukünftigen Range zu testen. Er war schon zwei Nächte am Wasser mit sehr mäßigem Erfolg. Er konnte bis Montag, an dem ich mich bis Mittwoch zu ihm gesellen wollte, nur einen einzigen Fisch fangen. Als ich am Wasser ankam sagte er mir das er keinen Sinn darin sehen würde aktuell weiter zu fischen, da sich so gut wie keine Aktion zeigt. Er wollte erst wieder an’s Wasser wenn sich das Wetter ändern würde, was für das kommende Wochenende angesagt war. Er packte also ein und ich packte aus. Und ehrlich, ich war ein wenig demotiviert bei den Aussichten. Ich hatte aber, da ich sowas schon ahnte, nicht nur mein Karpfentackel eingepackt sondern auch noch Plan B und C im Gepäck.
Um meine Erfolgschancen zu steigern überhaupt was an’s Band zu bekommen hatte ich mir noch eine Raubfischrute und mein Feeder Equipment mit in den Wagen gepackt.
Mein Plan war der, einen Platz recht nahe am Ufer mit Futterballen zu beschicken auf dem ich Tagsüber mit der Feeder fischen wollte. Und einen Platz auf Distanz beschickte ich großflächig mit ca. 5kg der neuen Prototypen, die ich mit im Gepäck hatte. Dabei war mir irgendwie nicht ganz wohl in der Magengegend … „was einmal drin ist ist drin“ … sagte ich mir noch im Stillen. Ich weiß aber auch das die Fische hier wen sie laufen nur über Futter am Platz zu halten sind. In dem Fall „Pest oder Cholera“ war die Devise.
Bevor ich mit dem Angeln anfing beschickte ich den Feederplatz erst mal mit 30’ig Futterballen aus einem Pellet / Partikel Gemisch. Der See hat einen sehr guten Bestand an wirklich großen Brassen, diese sollten mir die Zeit vertreiben während sich Tagsüber auf Karpfen nichts tut. Danach besorgte ich mir für meine Raubfischrute noch ein paar nette Köderfische. Die waren auch sofort zur Stelle, was mir schon mal ein gutes Gefühl vermittelte.
Nachdem ich alles aufgebaut hatte feuerte ich eine Karpfenrute auf den Distanzplatz und fischte mit den Feederruten auf dem Platz den ich mit den Futterballen vorbereitet hatte. Es dauerte auch nicht lange dass ich die erste schöne Brasse über meinen Kescher führen konnte. Dieser folgten bis zum Dunkelwerden noch so einige weitere. Die Taktik ging schon mal auf und es war Fisch am Platz der auch frisst. Gutes Zeichen dachte ich mir und im gleichen Augenblick wurde mir fast die Rute aus der Hand gerissen. „Das ist keine Brasse“, dachte ich mir noch, in schönen gleichmäßigen Zug lief die Schnur von meiner Rolle und der Fisch am anderen Ende war nicht zum Stoppen zu überreden. „Das fängt doch gar nicht so schlecht an“, dachte ich mir als ich nach einer gefühlten halben Stunde den ersten Karpfen von über 10pfd über meinen Kescher führen konnte.
Mittlerweile war es schon so dunkel das ich die Feederuten wegpackte und die beiden Karpfenruten auf den Distanzplatz auslegte. Mit einer Rute wollte ich auf Raubfisch angeln, falls sich auf Karpfen nichts bewegen würde.
Bis ca. Mitternacht hatte ich jedoch schon zwei schöne Carper auf der Matte … keine Riesen aber der Besatz von vor 3 Jahren ist ordentlich gewachsen. Schicke Fische die aussehen wie die Fußbälle, beide locker über 15pfd!
Ist schon komisch Frank hatte die letzten Tage kaum Aktion und ich schon innerhalb von 8 Stunden 3 Stück im Sack.
Danach war aber auf den Karpfenruten erst mal Ruhe. Gegen 3 Uhr morgens lief den jedoch meine Raubfischrute mit einem schönen Dauerton ab. Um die Uhrzeit hatte ich eigentlich mit keinem Biss mehr gerechnet. Normalerweise wenn sich was tut entweder wen es dunkel wird oder aber in den ersten Morgenstunden nach dem Hell werden. Ich wartete gespannt bis die Schnur sich langsam strafft und schlug an. Ich hatte das Gefühl ich zieh an einem Sack Mehl, als sich meine alte 1 3/4lbs Twinpower bis ins Handteil biegt, was soll das sein?
Ich dachte zuerst an einen großen Hecht, was hier keine Seltenheit ist, aber um die Uhrzeit in absoluter Dunkelheit?
Nachdem ich den Fisch langsam endlich in Richtung Kescher bekomme ist mir immer noch nicht klar was da am Haken hängt. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit sehe ich die leuchtenden Augen im Schein meiner Kopflampe … „WOW… was für ein Brocken von Zander“!!!
Ich hatte mit viel gerechnet aber nicht damit. Nach dem Messen und Wiegen steht fest das ist der größte den ich bis Dato erwischt habe. Länge 89cm und ein Gewicht von etwas über 8kg, das nenne ich mal einen willkommenen Beifang!
Danach hatte ich noch weitere Bisse auf der Raubfischrute die ich aber nicht umsetzen konnte, auf den Karpfenruten weiterhin keine Aktion.
Irgendwann muss ich tief und fest eingepennt sein. Denn erst als mir die Sonne wieder ins Gesicht schien wurde ich wieder wach.
Erst mal einen schönen Kaffe und danach pack ich wieder die Feederruten aus, so ist der Plan. Eine der Karpfenruten wollte ich auf dem Platz lassen um zu prüfen ob sich nicht doch auch Tagsüber was an meine Rute verirrt.
Die Rute jedoch blieb bis zum Dunkelwerden ruhig, nicht einen Zupfer. In der Zwischenzeit vertrieb ich mir mit den Brassen die Langeweile, die neuen Pellets … Liquids und Miniboilies schienen ihnen vorzüglich zu munden. Ich weiß nicht wie viele Brassen ich an dem Nachmittag gefangen habe, nach zwanzig habe ich irgendwann aufgehört zu zählen.
Die Dunkelheit kommt … die Karpfenruten wurden wieder Fit gemacht und auch die Raubfischrute sollte wieder zum Einsatz kommen.
Das gleiche Spiel wie in der letzten Nacht, bis zwölf Uhr zwei Karpfen und nach 2 Uhr noch zwei Zander bis 4kg und einen Aal von knapp 3pfd.
Am nächsten Morgen war es Zeit einzupacken, da ich noch bei Chris im Laden vorbei schauen wollte, in dem Zeitraum fing ich noch zwei Hechte und einen Barsch von knapp 35cm.
Alles in allem zwei herrliche Tage am Wasser, obwohl die Wetterverhältnisse nicht das Gelbe vom Ei waren. Und dadurch das ich meine Art zu fischen auf die Verhältnisse angepasst hatte, für mich eine Erfahrung und Bestätigung mehr das mein Plan aufging!
Ich wünsche allen einen heißen Herbst und eine schöne Zeit am Wasser 😉
Marcus