Mai 2013
Pünktlich zum Wonnemonat Mai lässt sich die Sonne blicken und lockt gleich am 1. Tag eine Menge Angler an den Autobahnsee. Da dieser in direkter Nähe zu unserem Haus steht und ich das Interesse noch nicht ganz verloren habe, mache ich mich auf zu einem Rundgang. Die Gespräche mit den anderen Anglern können mich jedoch nicht positiv stimmen, keiner hatte auch nur einen Biss oder konnte von irgendwelchen Aktivitäten berichten. Eigentlich will ich heute noch losziehen, die Sachen sind bereits gepackt und der lange vermisste Sonnenschein läd zum gemütlichen verweilen ein. Da auch ich keine Fische entdecken kann, nicht einmal den Neubesatz, verwerfe ich meinen Plan wieder und entscheide mich, mir am nächsten Tag den anderen See nochmal anzuschauen.
Gesagt, getan, der nächste Tag, ich stehe Auge in Auge mit dem Fisch, innerlich könnte ich ausflippen und fange an, die schlimmsten Flüche über meine Lippen gleiten zu lassen. Seit fast 2 Stunden versuche ich bewegungslos dazustehen, nur ab und zu ziehe ich mich in den Schutz eines Busches zurück um die Rute neu zu beködern. In einer Entfernung von nichteinmal 2 Metern zieht dieser wunderschöne Fisch immer wieder seine Bahnen, ab und zu nähert er sich dem Köder an der freien Leine, nimmt etwas Stickmix zu sich und dreht wieder ab. Er riskiert immer wieder einen Blick auf den Köder, steht zeitweise 10 cm vor ihm aber lässt sich nicht zum „zupacken“ verleiten. Wieder dreht er ab und zieht unter einen Busch. Meine Nerven liegen blank, alle möglichen Köder hatte er nun schon vor der Nase, Dumbellz, kleine Pop Ups, Fakekörner, Fakemaden Bodenköder, Pellets…
Verschiedenste Gedanken kreisen durch meinen Kopf. Kann er den Haken sehen? Ist es die Hauptschnur die er irgendwie erkennt? Ich habe alles farblich angepasst, ein brauner Kaptor Kurv Shank, braunes N Trap mit 2 Sinkern, welches direkt an die Subline geknotet wurde und selbst auf dieser ist noch etwas Knetblei. Warum sollte er so misstrauisch sein, hier wird nicht geangelt und ich bin mir sicher, der Fisch ist eine Jungfrau was Haken betrifft.
Sein Fressverhalten ist anders, das habe ich bereits festgestellt, er nimmt nur kleine Partikel zu sich, aber selbst das habe ich inzwischen berücksichtigt. Er treibt mich in den Wahnsinn und nach 3 Stunden gebe ich mich geschlagen, ich bin so angespannt das meine Hände zittern und den Konsum an Zigaretten kann ich kaum noch verantworten. Der ist doch unfangbar… Mistvieh!
In 2 Stunden wird es dunkel, die Zeit auf die ich gewartet habe, um mein Nachtlager 100 Meter weiter aufzubauen. Ich reise mit leichtem Gepäck um nicht aufzufallen und um mich besser verstecken zu können, alles ist schnell aufgebaut und die Ruten sind startklar. Kleine 14 mm Scoberrys und Krill BP zu einem Minidumbell geschnitzt sollen es richten, dazu der passende Stickmix und ein paar Red Ring Pellets. Ich hoffe das die Nacht besser verläuft als der Nachmittag. Und tatsächlich nach ca. 40 Minuten gibt es einen enormen Schlag in die Rute und ein lautes Platschen direkt vor dem befischten Busch. Die Bremse der Rolle ist geschlossen und ich schaffe es den Fisch von dem Buschwerk fernzuhalten, ein schöner Drill im Freiwasser ist die Folge und kurz darauf landet ein fetter Spiegler in den Maschen des Keschers. Ich kann es kaum fassen, wieder so ein alter jungfräulicher Brocken. Der Frust vom Nachmittag ist weggeblasen und ein Dauergrinsen ziehrt mein Gesicht. Der Abend ist noch jung und die Rute schnell wieder ausgelegt.
Es wird dunkel und hier draußen, weit weg von Häusern oder Straßenlaternen, inmitten von Bäumen und Büschen bekommt der Begriff Dunkelheit eine andere Bedeutung. Es ist alles pechschwarz und totenstill, nur meine Betalights schimmern durch die Nacht. Es ist halb 5 als ich von 2 einzelnen Piepern geweckt werde, ich blicke in das grelle Licht rüber zu den Ruten doch es bleibt dabei. Kurze Zeit später das gleiche nochmal, Piep Piep und Stille. Ich richte mich auf und warte einen Moment, wieder ein einzelnes Piepen. Ich knie mich vor die Rute und schaue gebannt auf den Hänger, wird wohl n Brassen sein oder Schnurschwimmer. Der Hänger hebt sich, ganz langsam nähert er sich dem Rutenblank, fällt dann schlagartig ein Stück und hebt sich wieder. Japs, Brassenalarm und wie immer mitten in der Nacht. Immerhin regnet es nicht, das wäre jetzt eigentlich der Normalfall. Ich nehme die Rute auf, setze einen leichten Hieb und spüre einen Wiederstand. Beim kurbeln bemerke ich immer mal wieder leichte Kopfschläge in der Rute, ansonsten lässt sich der Fisch wie ein nasser Sack heranziehen.
Ich knipse das Rotlicht meiner Kopflampe an und folge mit dem Schein der Schnur in die Dunkelheit. Der Knoten der Schlagschnur gleitet durch den Spitzenring und im Schein der Kopflampe sehe ich einen langen silbrigen Körper unter Wasser schimmern. Im gleichen Moment explodiert das Wasser und der Fisch nimmt Schnur. Verdammt, das muss n Graser sein, damit habe ich nicht gerechnet. Der Fisch zieht hin und her, sehen kann ich ihn nicht aber der Schlagschnurknoten ist noch auf der Spule. Langsam wird es ruhiger, die Gegenwehr erlischt und ich tauche den Kescher ins Wasser. Langsam nähert sich der silberne Schimmer unter der Oberfläche und dann trifft es mich wie ein Schlag, aus dem Silber wird an der Oberfläche ein strahlendes Weiß mit einigen orangenen Flecken. Er ist es, der Fisch der mich den ganzen Nachmittag verrückt gemacht hat, mein Schatz, mein Einhorn! Mich trennen 10 Meter, meine Knie zittern wie verrückt und mein Atem überschlägt sich, ich ziehe die Schuhe aus und gehe ins kalte Wasser. Der Fisch liegt kurz vor mir an der Oberfläche, ich drücke die Rute zurück und schiebe mit langem Arm den Kescher unter den Fisch! Ja! Jaaa! Jaaaaa…. verdammt!!!! Ich stehe über dem Kescher und blicke in das Netz, Raum und Zeit sind aufgehoben, der Verstand hat völlig ausgesetzt. Unglaublich! Ich berühre den Fisch, er fühlt sich anders an finde ich, weicher oder so. Ich löse im Kescher ganz vorsichtig den Haken, dieser hängt ganz knapp im Mundwinkel und fällt fast von alleine heraus. Der winzige Scoberrydumbell hat das unmögliche geschafft, weißer Köder für weiße Schönheit. Ich ramme den Kescherstiel in die Uferböschung und setze mich daneben, ich brauche eine Zigarette und eine Pause, der Fisch kann sich ausruhen. Wer wohl gerade aufgeregter ist?
Es ist fast Ende Mai, nach dem grandiosen Start in den Monat verlief der Rest eher unspektakulär, mit dem besseren Wetter kamen auch die Pflichten des Hausbesitzers auf mich zu und das Fischen musste in den Hintergrund rücken. Ab und zu saß ich am See an der Autobahn, natürlich ohne Erfolg aber ich gebe noch nicht auf. Inzwischen haben wir den 24. Mai und ich befinde mich mit vollbepacktem Wagen auf der Autobahn, Ziel Im Navi ist Successful Baits, das Fischen mit den Gewinnern vom Fotocontest steht an. Vorher wollen wir noch die heilligen Hallen der Produktion besichtigen. Ich bin gespannt was das Wochenende so mit sich bringt, Spaß ist garantiert aber werden wir bzw. die Jungs auch Erfolg haben??
Dazu bald mehr…
Gruß Tammo