Wir haben überlebt! Der vorhergesagte Weltuntergang der Maja im Dezember 2012 ist nicht eingetreten und trotzdem fühle ich mich im Frühjahr wie nach einem Untergang. Ewiges Eis, Schnee und Kälte ziehen sich wie ein alter Kaugummi durch die ersten Monate. Die Messen im Januar und Februar liegen hinter mir und wie immer führen die Gespräche und das Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern dazu, das die kleine Flamme im inneren zu einem lodernden Feuer ausbricht. Der Jagdtrieb, ein uralter innerer Prozess, der jedes Jahr wieder zu neuem Leben erwacht und wie immer, die Karten sind neu gemischt. Ich bin kein Zielfischangler, aber Ziele begleiten mich im täglichen Leben und ganz ohne geht es auch beim Fischen nicht. Ich hatte im Jahr zuvor ein unbekanntes Gewässer ausgemacht, welches ich nun befischen wollte und auch unser Verein hatte neues Wasser dazubekommen. 2 neue Möglichkeiten und hier waren die Ziele simpel und einfach, erstmal Fische fangen.
März 2013
Das Eis ist noch immer nicht überall verschwunden, ich halte es aber trotzdem nicht mehr aus und wage mich für eine Nacht ans Wasser. Der See an der Autobahn ist für mich schnell zu erreichen und zum Teil frei von Eis, dazu noch eine völlig neue Kulisse beim Blick aus dem Zelt. Da das Wasser noch sehr kalt ist und ich keine Ahnung über den Bestand des Sees habe, geht es mir ersteinmal darum überhaupt Aktionen zu bekommen, Egal ob Karpfen oder vielleicht Brassen. Also gibt es beim Futter und Köder nur eine Wahl, Stickmix, Pellets, Maden und als Köder kleine grelle PopUps oder ein einzelnes Fakecorn. Gerade in der kalten Zeit liebe ich diese feine Angelei mit winzigen Haken, kleinen Ködern und einer Laufbleimontage. Der Ready to use Mix in den Sorten Scoberry und Krill BP ist schnell mit ein paar Micropellets und Kokossflocken verfeinert und das einzelne Fakecorn treibt ganz leicht über dem 10er Curveshank. Es dämmert schon leicht als ich den 1. Kaffee des Jahres am Wasser genieße und in die bizarre Landschaft blicke. Alles noch völlig nackt und in einem tristen Grau gehalten, die Wasserfläche wirkt wie ausgestorben, ist zum Teil noch mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. Einen Funken Hoffnung habe ich trotzdem in mir…
Der nächste Morgen bringt die Ernüchterung, die angrenzende Autobahn gab selbst Nachts keine Ruhe, die ewige Dunkelheit hinterließ eine leichte Depression und die Bissanzeiger gaben nicht einen Ton von sich. Trotzdem, es war schön wieder in der Natur zu erwachen und kurz aus dem Lebensalltag zu fliehen. Die nächsten Nächte im März sollen nicht erfolgreicher sein und der Lärm der Autobahn fängt an mir auf die Nerven zu gehen. Langsam wird es zumindest Tagsüber wärmer und die ersten Rotaugen und Barsche zeigen sich im Flachwasser. Das erste Quartal im Jahr ist um und die Zeichen gehen in Richtung Frühling, die schönsten Monate stehen bevor.
April 2013
Es ist fast Mitte April und der 1. Fisch des Jahres lässt noch immer auf sich warten. Aufgrund des leicht erwärmten Wassers habe ich das Futter schon etwas umgestellt, kleine 14 mm Scoberry und Krill BP finden nun den Weg ins Wasser, doch bisher leider nicht den Weg zum Fisch. Der See an der Autobahn ist sehr tief und besitzt kaum Flache Bereiche, definitiv kein Frühjahrsgewässser und die interessantesten Bereiche mit überhängenden Büschen sind ein Schongebiet und außerhalb der Wurfweite. Ich habe nun schon einige Stunden in diesem Jahr an dem Wasser verbracht und konnte bisher keinen karpfenartigen Fisch ausmachen. In Gesprächen mit anderen erfahre ich dann, das der See keinen Altbestand mit großen Fischen mehr besitzen würde, es wären vor einigen Jahren Osteuropäer mit Netzen an diesem See gewesen und auch der Verein, welcher 2 Taucher in den See schickte, hatte nichts gutes zu berichten. Dafür erzählt man mir stolz, das im letzten Herbst für einen ordentlichen Grundbestand an Karpfen gesorgt worden wäre. K2 er in Mengen wären dem See zugeführt worden! Mich wunderte das diese nicht auf das eingebrachte Futter reagiert haben aber schlimmer fand ich die anderen Aussagen, es zog mir fast den Boden unter den Füßen weg.
Es ist ein Dienstag und die Sonne scheint steil vom Himmel, warm ist es in der Mittagssonne und ich bin mir sicher, das nicht nur ich dieses bemerke. Mit einer Tasche voll Köder und der kleinen 10ft Rute ziehe ich los um Fische zu suchen. Der Autobahnsee kommt nicht in Frage, ich habe kein Bock auf den Lärm und außerdem benötige ich eine schöne Flachwasserzone mit Schutz für die Fische. Der andere unbekannte See kommt mir in den Kopf, ich hatte im letzten Jahr dort einen ganz besonderen Fisch entdecken aber nicht fangen können, nach ihm wollte ich ausschau halten und gegen 14 Uhr rolle ich über die staubigen Feldwege bis zu einem kleinen Wald, hinter welchem sich der See befindet. Der Himmel hat sich leicht zugezogen und es ist schwer trotz Polbrille das flache Wasser vor einer Buschreihe zu durchscannen. 15 Minuten steh ich still an einem Fleck und starre auf bzw. in das Wasser.
Ich hatte mit dem Ballmaker kleine Futterballen aus Stickmix gefüttert und beobachtete nun die Rotaugen, welche sich daran erfreuten. Die weißen Flecken von dem Scoberrymix kann ich immer gut unter Wasser sehen. Urplötzlich kann ich einen dunklen Schatten unter einem der Büsche ausmachen, er wirkt massiv und träge, nähert sich langsam dem sandigen Bereich am Rand der Büsche. Hier erfasst dann die Sonne den Schatten und die Flanke eines großen Spieglers nähert sich dem Futter. Ich schleiche ganz vorsichtig zurück und beködere den Haken, welcher an einer freien Leine hängt. Eine unauffällige und sehr leise Art den Köder im Nahbreich abzulegen. Der Himmel verdunkelt sich immer mehr und nur ganz leicht kann ich den kleinen Ananasdumbel am Grund schweben sehen. Der Fisch ist noch immer dort, zwischendurch seh ich die dunklen Umrisse in der direkten Nähe meines Köders. Der Adrenalinstoß ist unbeschreiblich als der Fisch sichtbar 10 cm neben dem Köder über den Grund saugt. Die Sicht wird durch das aufgewühlte Sediment immer schlechter und als dann der kleine gelbe Schimmer verschwindet, spannt sich ganz leicht die Schnur. Ich schlage an und das Wasser explodiert 3 Meter vor mir. Es folgt ein unbeschreiblicher Drill, in der die kleine Rute bis zum Handteil durchbogen ist. Der Fisch weiß genau wo er in Sicherheit ist und versucht immer wieder in die Büsche zu ziehen. Ich stehe bis zu den Knien im kalten Wasser, drücke die Rute runter um nicht in den Ästen hängen zu bleiben und schaffe es irgendwie auf 6 Quadratmetern den Fisch zu bändigen und in den Kescher zu bekommen. Was für eine Kraft, was für eine verdammte Kraft denke ich mir und als ich den Kescher heranziehe und in das Netz blicke trifft es mich wie ein Schlag. Neuer PB, völlig unerwartet und dazu noch jungfräulich. Der erste Fisch in 2013 und dann gleich so ein Kracher, die Zeit steht still und ich blicke beim Zug an meiner Zigarette immer wieder auf den im Kescher schwimmenden Fisch…
Pünklich zum Fotos machen beginnt es leicht zu regnen und als die Bilder im Kasten sind ,ist der Himmel so verdunkelt, das ich keine gute Sicht mehr habe und beschließe den See zu verlassen. Der Ananasdumbel baumelt an dem im Rutenring eingehängen Haken hin und her als ich durch das Unterholz zurück zum Auto laufe, den Blick immer auf das Wasser. Im letzten Moment erkenne ich eine Silouette unter Wasser. Da ist er, der Fisch den ich im letzten Jahr schon gesehen hatte. Selbst ohne Sonne und bei dunklem Himmel ist er sehr gut zu erkennen und meines Wissens nach ist er hier in der Region einzigartig. Er zieht kurz an mir vorbei und verschwindet mit dem stärker einsetzenden Regen in der Tiefe. Ich muss grinsen, „dich hole ich mir noch“ murmel ich vor mich hin und gehe weiter zum Auto.
Der April ist gelaufen und der Mai steht in den Startlöchern, mit ihm nähern sich 2 Termine im Kalender, das Teamtreffen bei Successful Baits und das Fischen mit den Gewinnern vom Fotocontest 2012. Außerdem wächst die Idee in den Sommermonaten eine Reise in den Süden Europas zu starten. Dazu in kürze dann mehr…
Gruß Tammo