Rückblick: Mai 2011
Ich hatte gerade vor, nach einer Nacht ohne Aktion, meine Ruten einzuholen und in Richtung Heimat zu fahren, als mir die seltsam wackelnden Seerosenblätter im Uferbereich auffielen. Tief gebückt näherte ich mich der Stelle und konnte unter den Seerosen 2 Karpfen ausmachen, ein Schuppi und ein Spiegler und beide standen kopfüber und saugten immer wieder das weiche Sediment ein. Ich ging zurück zu meinem Platz und kurbelte die Ruten ein, ich musste versuchen einen dieser Fische zu fangen, mein Jagdttrieb war geweckt.
Ich blickte auf eine meiner Montagen und befürchtete die Fische zu verscheuchten, wenn das Blei auf die Wasseroberfläche treffen sollte. Ich schnitt alles ab, nahm nur einen geschlauften Leadcoreleader und band diesen an die Hauptschnur, ans Ende knotete ich ein gekürztes Vorfach mit einem kleinen Pineapple PopUp.Direkt auf den Knoten kam ein wenig Knetblei. Auf den Haken steckte ich einen kleinen PVASack mit Micropellets und krabbelte auf allen Vieren zu dem kleinen Seerosenfeld. Der Schuppi war verschwunden aber unter den Seerosenblättern sah ich noch immer die Schwanzflosse des Spieglers wie sie sich leicht hin und her bewegte. Jetzt bloß keinen Fehler machen. Ich warf ca. 2 Meter hinter die Seerosen und kurbelte den Köder vorsichtig näher, direkt an das Feld heran. Es war dort nur 50cm Tief und ich konnte auf dem Sandboden sehr gut erkennen, wie der Köder aufkam und im gleichen Moment der PVASack platzte. Perfekt. Der Fisch hatte scheinbar nichts bemerkt, stand aber mit dem Rücken zu meinem Köder. Es dauerte ca. 5 Minuten bis der Fisch sich drehte und langsam auf den PopUp zuschwamm. Er saugte einige der Pellets auf und kam dem Hakenköder immer näher. Meine Hände hielten zitternd die Rute fest. Er senkte wieder den Kopf und der kleine gelbe PopUp war verschwunden. Der Fisch bewegte sich nicht und ich musste 2 mal hinsehen, dann setzte ich einen leichten Anhieb. Das Wasser explodierte und der Fisch riss die Rute in einen Halbkreis. Nach wenigen Minuten war der Fisch im Kescher und ich war um eine Erfahrung reicher. Fisch gesehen, Fisch gefangen und das in weniger als 20 Minuten. Wenn das so einfach ist…
Ganz so einfach ist es natürlich nicht, aber im Grunde auch nicht viel komplizierter, denn das wichtigste ist und bleibt die Fische ersteinmal zu finden. Gerade in den wärmeren Monaten machen es uns die Fische manchmal sehr einfach sie zu entdecken, man muss nur die Augen offen halten. Durch Bewegungen im Kraut oder Seerosen, aufsteigende Blasen oder aufgewühltes und trübes Wasser verraten sie oft ihre Anwesenheit. Gibt es im Gewässer Flachwasserbereiche, vielleicht mit viel Totholz, Kraut oder anderen Pflanzen, ist dieses meine erste Adresse bei der Suche nach den Fischen. In diesen „holding areas“ findet man fast immer Fische. Sind diese Bereiche dann noch kaum zu beangeln oder schwer zugäglich, ist es noch viel besser. Oft haben die Fische gerade in solchen Bereichen ihr Rückzugsgebiete und verhalten sich dort völlig unvorsichtig. Es ist die Sicherheit, die ihnen hier schnell zum Verhängniss werden kann.
Ganz wichtig bei der Suche nach den Fischen ist Ruhe, ein langsamer und leiser Gang sind eine der Grundvorraussetzung um Fische im direkten Uferbereich zu finden, oft auch gebückt oder hinter Büschen stehend, um dadurch direkten Sichtkontakt zu vermeiden. Ebenso unverzichtbar ist eine gute Polarisationsbrille. Diese Brillen nehmen einen Großteil der Wasserspiegelung weg und erlauben uns bessere und tiefere Einblicke ins Wasser zu haben. Es gibt sie in verschieden Varianten mit verschieden gefärbten Gläser. Ich habe mich für ein Modell mit braunen Gläsern entschieden, da diese fast alle Situationen abdeckt. Viele Fische bleiben ohne solch ein Werkzeug unsichtbar und mich wundert es nicht, das viele blind an den Fischen vorbeilaufen ohne sie überhaupt zu entdecken.
Schaut unter überhängende Bäume und Büsche, beobachtet den direkten Uferbereich, die meisten meiner Fische fing ich direkt an der Uferkante in nur 30 cm tiefem Wasser. Um Fische zu finden eignen sich die Morgenstunden und die Mittagszeit am besten, morgens ist das Wasser meist noch sehr ruhig und aufsteigende Blasen und aufgewühlter Boden können besser erkannt werden. In der Mittagszeit hilft uns die Sonne, die meist direkt von oben ins Wasser strahlt und für uns so einiges sichtbar macht. Manchmal hilft auch der Blick von einer Erhöhung oder einem Baum, hier muss nur das leise Klettern geübt werden.
Also nochmal, die wichtigsten Faktoren um Fische überhaupt zu finden, sind ein leiser vorsichtiger Gang, eine gute Polarisationsbrille und am besten noch etwas Sonne. Wenn ihr das berücksichtigt, werdet ihr euch wundern was auf einmal alles sichtbar wird.
Wie einfach es sein kann und wie auffällig sich die Fische manchmal in ihren Rückzugsgebieten verhalten, seht ihr in dem Video.
Wenn ich sowas sehe, hole ich sofort die Rute aus dem Auto…
Nächstes mal mehr zum Thema Futter, anlocken und das richtige Gerät.
Lieben Gruß Tammo