Komisch. Für mich. Für andere normal. Leidenschaft schmeckt immer anders.
Für mich persönlich ist die Leidenschaft etwas Reißendes, manchmal Anstrengendes oder Forderndes, manchmal aber auch Förderndes und Gebendes. Andere denken da ganz anders. Wie Leidenschaft etwas Schmerzhaftes, ja fast Krankhaftes werden kann, höre ich
immer wieder. Auch beim Karpfenangeln.
Wie oft hört oder ließt man: Kein Hobby, sondern Leidenschaft! Ich sehe beides Hand in Hand, eine Harmonie, eine Entschleunigung. Trotzdem sie an mir zerrt, hält sie mich zusammen. Licht und Schatten. Oder gar Licht im Schatten?
Leidenschaft kann auch etwas Schmerzvolles sein, etwas ohne Happy End, etwas Zerstörendes, gar etwas Erdrückendes. Doch manchmal ist das Happy End so schwer, dass man vom Glück erschlagen wird!
Ein Auf und Ab und unklar ist immer, wo oben und wo unten ist. Sieg und Niederlage liegen oft so Nah bei einander, man möchte fast denke, dass sie sich eng umschlungen in den Armen liegen. Ohne Leiden, keine Leidenschaft, oder?
Irgendwie habe ich das Gefühl, es verhält sich wie eine Monokultur… Hat man neben dem Angeln nichts Anderes, so wird neben dem was drum herum auf der Strecke bleibt, auch das innere eingehen. Monotonie langweilt… oder? Was bleibt einem, um Kraft zu tanken – auf der einen, als auch auf der anderen Seite? Diese gerade Linie. Ohne Bruch. Langeweile. Auch beim Karpfenangeln.
Fühle ich die Leidenschaft, so blicke ich dem Ungeordnetem ins Auge, ein Spiel mit dem
Chaos. Ausgang ungewiss. Keine gerade Linie, kein Leitfaden. Gewinnen und Verlieren zugleich. Eine Idee, kein Plan, keine vorbestimmte Lösung und doch ein Ziel. Leidenschaft verliert, verliert sich, um zu finden und sich neu zu erfinden. Auch beim Karpfenangeln.
Ich kann Leidenschaft nicht steuern, wie einen ungeplanten Tanz. Sie umkreist mich, ich umkreise sie, wie Feuer das Holz, wie ein Jäger seine Beute, nur ist unklar, wer wer ist. Leidenschaft schiebt mich zur Klippe, um mich, nachdem sie mich geschubst hat, aufzufangen. Sie treibt. Manchmal in den Wahnsinn und manchmal in wahnsinnge Fortschritte, nur das Fortschritt nicht bedeutet, einen Schritt nach vorne machen zu müssen. Auch beim Karpfenangeln.
Leidenschaft ist wie eine Brille mit Gleitsicht, nutze ich sie falsch, sehe ich alles unscharf, und doch bei richtiger Nutzung sehe Dinge, die mir vorher verschlossen waren.
Ich verstehe Leidenschaft nicht immer, sie spricht meine Sprache, nur die Wörter sind mir nicht bekannt. Sie sagt mir, was ich tun soll, auch wenn ich oft keine Ahnung habe, warum. Ich tue es einfach, nein, ich mache es einfach… wie so oft, auch beim Karpfenangeln.
Aber vor allen Dingen kann Leidenschaft nicht alleine sein, ist sie einsam, also der einzige Fixpunkt, dann ist Leidenschaft Abhängigkeit, die uns, wie jede Sucht auffrisst und nichts übrig lässt! Und ja, auch beim Karpfenangeln!
Geht euren Weg, Feuer braucht Luft zum Atmen und doch lässt Sturm die Flamme erlöschen… Auch beim Karpfenangeln!
Gruß
Jochen
