Fast so sicher wie Ostern oder Weihnachten in ein Kalenderjahr gehört, gehört für mich eine Angeltour mit meinem Bruder in jede gute Angelsaison. Und auch Ende Mai des vergangenen Jahres war´s wieder soweit: Eine lang herbeigesehnte Urlaubstour nach Frankreich stand an. Mit einer ordentlichen Portion Vorfreunde drückten wir kräftig den Kofferraum zu und setzen den riesigen Berg aus Angelzeug – fest eingeklemmt im Auto – in Bewegung. Fast von alleine fand meine Karre den altbekannten Weg zur französischen Grenze. Von dort aus ging´s immer weiter in Richtung Süden. Es lief gut – und wir waren super drauf. Nach mehreren Zwischenstopps an den unterschiedlichsten Gewässern landeten wir letztendlich dort, wo wir offensichtlich optimale Rahmenbedingungen vorfanden: Ein kleiner Stausee im Süden, der zu diesem Zeitpunkt zahlreiche freie Stellen hatte und mit einem guten Bestand in den unterschiedlichsten Größen zu glänzen wusste! Wir waren positiv gestimmt, als wir mit dem Schlauchboot übersetzten und eine Stelle im tieferen Seeteil bezogen.
Unsere Köder verteilten wir entlang der Uferkante sowie weiter draußen bei 6-8 Metern Tiefe in der Nähe von versunkenen Wurzeln und Steinen. Da das Jahr bereits gut fortgeschritten war und die Winde im Süden Frankreichs auch für wärmeres Wasser in tieferen Regionen gesorgt haben sollten, wagten wir hier einen Versuch. Wie so oft an für mich neuen Gewässern wollte ich mit unterschiedlichen Hakenködern starten und mich dann nach den ersten gefangen Fischen auf eine bestimmte Präsentation bzw. einen bestimmten Köder festlegen. So setzte ich eingangs neben Tigernüssen und kleinen Boilies mit Fake-Maiskörnern auf Wafter. Wie sich später noch herausstellen sollte, waren es die Wafter, die die meisten Bisse bringen sollten. Doch zum damaligen Zeitpunkt galt es dies erst noch herauszufinden. Die erste Nacht war dabei nicht wirklich hilfreich, denn ohne durch eine Aktion unterbrochen zu werden schliefen wir durch. Am nächsten Morgen deutete sich an warum: Laich-Laune! Und nicht zu wenig!
Wir waren davon ausgegangen, dass die beschuppten Jungs und Mädels hier schon durch sein könnten, aber offensichtlich lagen wir etwas daneben. Gut, keine Panik. Auch in der Hochphase der Laichzeit kann man Karpfen fangen! Zeitgleich mit diesen mutmachenden Gedanken packten die französischen Jungs einen Platz weiter ein und überließen uns diese taktisch besser gelegene Stelle.
Dass wir in unserer zweiten Nacht dort ebenfalls ohne Fisch bleiben sollten, ließ mich jetzt doch fast schon etwas nervös werden. Hatten wir uns verzockt? Gegen 11 Uhr am Vormittag dann die Erlösung: Mein erster Fisch hier sollte ein richtig guter Spiegler sein! Er hatte sich einen Mini-Boilie, garniert mit einem mini Pop Up im wirklich unmittelbaren Uferbereich, direkt unter der Rutenspitze geschnappt! Yeah! Aber Trendwende? – Fehlanzeige.
Die dritte Nacht verlief dann aber wieder fischlos. Spätestens jetzt war es an der Zeit, unser Vorgehen grundlegend zu ändern, den ein Fisch in drei Tagen war nicht das, was wir uns ursprüglich erhofft hatten. Folglich wechselten wir an eine Stelle, die es uns erlaubte mehrere Ruten taktisch klug direkt in den flacheren Krautfeldern zu verteilen.
Wie winzig die Kraulöcher waren, lässt sich auch gut daran erkennen, wie ich auf sie aufmerksam geworden bin: Mit der Taucherbrille! Mit dem Echolot oder mit der Polbrille auf Sicht war – in dieser zu der Zeit doch recht trüben Brühe – nämlich kein Blumentopf zu gewinnen. In den folgenden Tagen klarte das Wasser deutlich auf und somit war auch die Location dann deutlich einfacher.
Keine 48 Stunden nach meinem ersten Spiegler hatte ich dann die zweite Aktion. Nach einem harten Drill überraschte mich mein Gegenüber doch sehr: Der gleiche Spiegler lag schon wieder im Netz, ein paar hundert Meter vom ersten Fangplatz entfernt!
Zwischen Verwunderung (warum zur Hölle entscheidet sich von all den hundert Fischen wieder genau dieser für meinen Köder?) und Freunde machte sich auch Hoffnung breit, dass das neue Areal und die neue Taktik wohl offensichtlich auch nicht allzu verkehrt sein würden. Wir sollten recht behalten. Schließlich lief es jetzt auch bei meinem Bruder an… die Laichphase war knapp vorbei und wir waren mittendrin…
Mehr dazu bald in Teil 2!