Im Ersten Teil habe ich Euch von einem urigen Spiegler erzählt, der für mich eine Erinnerung in der Entstehung einer tollen Freundschaft war.
Jetzt möchte ich Euch von einem Fisch, zwei verzweifelten Freunden und einem gehassten und gleichzeitig geliebten See erzählen. Der See mit den zwei Gesichtern ist ein Baggersee mit geringer Fischdichte. Es gibt einen flachen Teil und einen tieferen Teil. In beiden Teilen gibt es viel Bänke, Kuhlen, Kanten und Krautfelder. Es handelt sich eigentlich um den Traum für einen guten Bestand – leider nicht in diesem Falle. Es schwimmt ca. 1 Fisch pro Hektar Wasserfläche auf diesem See. Wir bissen uns die Zähne immer und immer wieder aus. Nach und nach wurde die Laune schlechter und das Wetter immer besser. Anfang des Jahres und Frühjahr hatten wir nicht einen Zupfer, dass war deprimierend für uns beide. Irgendwann schnappten wir uns das Boot, viel Zeit und eine Taucherbrille. Wir stellten den verdammten See auf den Kopf. Wir fanden ein paar interessante Stellen und entschlossen uns dort zu fischen. Am darauf folgendem Wochenende versuchten wir es erneut. Erste Nacht wieder keine Aktion, wir konnten es langsam nicht mehr wegstecken. Interessant war allerdings die Tatsache, dass uns auf einmal die Brassen das Leben schwer machten. Ein Indiz für die Produktivität der Stelle? Wir stellen die Taktik um und verteilten großflächig 30er Knicker. Vom tiefen ins flache, von der Kante bis zum Kraut. Mitten drin dann nur ein Flurocarbon Rig mit zwei 30er Knicker am Haar. Wir warteten, und warteten. Am nächsten Morgen saßen wir zusammen in der Hitze und diskutierten über diesen See. Mirco entschloss sich ein Stück zu gehen um nach Fischaktivitäten zu schauen. Er war schon eine Weile weg, als plötzlich meine linke Rute abging. Wahnsinn. Ich wusste gar nicht wie ich in diesem Moment reagieren sollte. Nach einem genialen Drill konnte ich ein richtiges Schuppibrett im Kescher bewundern. Ich sah Mirco schon aus der Entfernung laufen, er wurde immer schneller und schneller. Als er ankam sprangen wir beide uns in die Arme, wir schrien den halben See zusammen und alle hielten uns wahrscheinlich für verrückt. Ich wollte den Fisch gerade aus dem Wasser holen als Mirco unser Camp, die Ruten und uns selbst mit Partydeko verzierte. Der nächste Schritt war eine Flasche Sekt mit der er mir erst einmal eine Dusche verpasste. Wo er das Zeug weg hatte? Keine Ahnung, interessanterweise fällt mir auch jetzt erst auf, dass ich das noch gar nicht gefragt habe. Vielleicht ein inneres Gefühl, dass wir endlich erlöst werden würden? Unfassbar, ein fettes Schuppibrett aus diesem See. Danach ging es Berg auf, ein großer Spiegler und ein weiteres Schuppibrett vom selben Format landeten auf der Matte. Wir waren nicht nur erleichtert sondern auch glücklich. Wenn man solange etwas versucht und es dann endlich klappt, fällt einem ein Stein vom Herzen. Hätten wir uns auch so gefreut, wenn es beim Ersten mal geklappt hätte? Ich glaube das nicht, weil genau die Tatsache, dass es eben nicht so einfach ist, in uns eine Art der Motivation darstellte.
Diesen See befischte ich auch letztes Jahr und werde es auch dieses Jahr wieder machen. Eine offene Rechnung werde ich mit diesem See wohl immer haben.
Cheerio Marvin