Das Zeitfenster ist kurz, das Wasser abgekühlt und heftige Kopfschmerzen plagen mich zusätzlich an diesem Freitagabend. Ein Wetterwechsel steht uns bevor, das merke ich immer schnell. Eine Kopfschmerztablette in den Rachen, Crocs an die Füße und den Hund ins Auto – ich fahre trotzdem fischen! Wieder hatte ich vorgefüttert, wieder macht mir das Wetter einen kleinen Strich durch die Rechnung.
Trotzdem aber war ich guten Mutes, einen oder vielleicht sogar mehrere Fische zu überlisten. Das Kraut hat sich schon jetzt zum absoluten Endgegner entpuppt und macht mir etwas Kopfzerbrechen. Das Wasser ist noch nicht wirklich warm, doch die grüne Hölle schon unnormal dicht. Hoffentlich bleibt mein Spot noch für ein paar Wochen befischbar, ist der kleine idyllische See doch eigentlich nur ein Zeitvertreib. Bald zieht es mich wieder an den Strom. Dann werden die 2,5 lbs Ruten gegen Männerwaffen getauscht. Dünne Schnur weicht dicker und eine stabile Rolle ersetzt das leichte Spielzeug, mit dem ich zurzeit dirigiere.
Doch bevor das Sitzfleisch wieder auf eine harte Prüfung gestellt wird, gilt es sich etwas Selbstvertrauen aufzubauen. Wenn ich davon überzeugt bin, dass ich Fische fangen kann, dann geht es wieder an den Fluss. Mit ein paar Fischen im Rücken, überstehe ich die ersten 30 Blanknächte in diesem Jahr sicher besser als es in der letzten Saison der Fall war. Die ersten Nächte nimmt man noch auf die leichte Schulter, doch je mehr erfolglose Stunde sich auf das eigene Konto hinzu addiert, desto mieser wird die Stimmung.
Die Frage nach dem Sinn, darf man sich nicht stellen. Kosten und Mühen gegen die Ausbeute zu stellen schon gar nicht. Doch alle Stunden und all die viele Arbeit sind spätestens dann vergessen, wenn die bis ins Handteil gebogene Rute in deiner Hand liegt und dir ohne Ankündigung hundert Meter Schnur von der Rolle gerissen werden. Ich liebe diesen Moment und diese einzigartige wunderbare Angelei. Mit zitternden Knien steht man dann allein am Strom wenn der Atem stockt, weil der Fisch die muschelbewachsene Kante herunterflüchtet. Irgendwann hat man ihn dann soweit, dass man ihn bis vor den Kescher ziehen kann. Im Schein der Kopflampe leuchtet dann hoffentlich ein riesiger Flussnomade, vernarbt und gezeichnet vom harten Charakter seines sich ständig wandelden Lebensraum…
Oh ja, das ist der Lohn. Naja, bis dahin wird noch etwas Zeit vergehen, denn heute steht erstmal Fische fangen auf dem Terminzettel. Nach wie vor ist meine Taktik gleich. Wenig, dafür aber sehr attraktives Futter in Form kleiner PVA Bag, die ich mit kleinen Micropellets und Lachsöl fülle.
Die Taktik geht in dieser Jahresphase perfekt auf. Die Fische suchen aktiv nach dem Futter. Selbst Fische aus dem Mittelwasser werden durch das an die Oberfläche getriebene Öl auf meinen Futterplatz gelockt. Ein Prinzip das so einfach wie genial ist…
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und lasst es krachen!
Fangt was!
Felix Kaczmarek – twelve ft. Carpfishingmagazine