Die letzten Tage lagen vor uns und ich wusste nicht wie ich mich fühlen sollte. Traurigkeit, weil die letzten freien Tage anbrachen oder Vorfreude auf das traute Heim, eine kalte Dusche und den Lieferservice?
Manchmal fragte ich mich, über was sich mein Verstand überhaupt Gedanken macht. Augenblicke können schnell erscheinen und genauso schnell wieder verblassen. Manche Augenblicke bleiben einem erhalten, werden gespeichert und immer wieder abgerufen. Es sind Situationen die oft so simpel und dennoch entscheidend sind. Die Erinnerung an Frankreich die ich nicht mehr vergessen werden, war wohl der Moment in dem mein Kopf absolut leer war. Wir saßen auf der Steinpackung, die Sonne ging langsam vor uns unter und der See wurde immer ruhiger. Diese Lichtspiele, die leicht kühle Brise die uns die Wärme des Tages nahm und die Atmosphäre, die niemals zu enden schien. Ich bin ein „Kopfmensch“. Ich denke zu viel nach und zerdenke auch so einiges. Stillstand im nachdenken gibt es bei mir nicht. Doch diese eine Situation ließ mich wie einen Seelenlosen Gegenstand wirken. Keine Gedanken, keine Aktivität, einfach nur pure Entspannung.
Geweckt aus diesem komatösen Zustand, war es wieder Zeit die Ruten rein zudrehen. Nach einigen Tagen entwickelte sich eine Art Routine. Ruten an Land holen, neue Rigs für den nächsten Morgen machen, PVA-Sticks vorbereiten und die Bissanzeiger ausschalten. Am Morgen darauf werden die Ruten wieder an die vermeintliche Zugrouten gebracht und das Spiel geht von vorne los. Routine bedeutet nicht gleich Monotonie. Von Außen sah es bestimmt so aus, als wären wir programmierte Roboter die immer das gleiche machen. Fische fangen, entspannen und ab und an etwas essen. Langeweile kam dennoch nicht auf, weil wir immer etwas zu tun hatten.
Vielen Leuten genügt es nicht wenn eine Vorgehensweise funktioniert. Wenn die Stelle läuft, wenn das Rig hakt, wenn der Köder fängt, warum wechseln? Ein Spruch den glaube ich jeder schon einmal in einem Bericht geschrieben hat sagt genau das aus „Never change a winning system“. Ja, es ist ein Klischee, ja es ist altbacken und ja das ist nicht Neues. Warum halten sich die meisten nicht daran? Klar, neues entdecken und vielleicht läuft was anderes besser. Ganz ehrlich, wer kann schon sagen einen bestimmten Köder wirklich getestet zu haben? Auf den gleichen Stellen, zur gleichen Zeit, verschiedenen Gewässer und unterschiedliche Jahreszeit im Direktvergleich? Einfach bei dem bleiben, dass funktioniert, besser geht’s nicht. Auch Frankreich ist kein Hexenwerk. Ich glaube einfacher und effektiver als dort habe ich noch nicht gefischt. Dort braucht man keine extravaganten Rigs, High-End Großfisch Köder oder den Handflächen großen Spot im See.
Wir haben die Fische gesucht und gefunden. In den letzten Nächten konnten wir noch einige schöne Fische fangen.
Als sich der Urlaub langsam dem Ende neigte, saßen wir zusammen auf unseren Liegen und unterhielten uns über die letzten Tage. Wir schauten unsere gefüllten Speicherkarten durch und zogen ein Strich unter die Rechnungen „zahlen bitte“.
Den letzten Fisch den ich fangen konnte war ein schöner und dunkler Spiegler. Total verschwitzt und von der Hitze gebrandmarkt hielt ich den den Abschied in den Händen.
Wenn ich Frankreich in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es garantiert und ohne Diskussion „Whuuuuweeeeee“.
So, jetzt ist wirklich genug von mir. Das war meine Geschichte und ich hoffe, dass es nicht die letzte Geschichte ist die ich erzählen werde.
Cheers Marvin