Oft wurde ich gefragt wie es denn im gelobten Land war. Immer wenn ich diese Frage zu Ohren bekam musste ich lachen. Der Grund dafür ist, dass ich diese Frage nicht in einem Satz beantworten konnte. Von Chaos, Hass, Ärger bis hin zu Freude und Abenteuer war alles dabei.
Die Ersten drei Tage bescherten uns einiges zu verdauen. Doch der Erste Tag war immer noch der „beste“. Nach dem wir das Ufer sahen und realisierten, dass wir im Brusttiefen Wasser unsere Ruten aufbauen müssen, wurde uns klar, dass eine zweite Wathose von Vorteil gewesen wäre. Gott sei dank hatten wir wenigstens eine die wir uns teilen konnten. Nach dem die Ruten standen wurde mir langsam kalt an den Beinen. Ich ahnte es schon, wollte es aber nicht wahr haben. Die Wathose, die eine Wathose hatte ein Loch und meine Jogginghose war klatschnass. Ich kramte in meinem Rucksack und sucht nach trockener Kleidung. Ich hatte etliche paar Socken, Shirts, Unterwäsche und Mützen dabei, aber keine zweite Hose. Vor meinem inneren Auge konnte ich die Hosen sehen die ich eigentlich mitnehmen wollte. Frische gewaschene Hosen Zuhause bringen einem im vom Regen überfluteten und matschigen Frankreich reichlich wenig. Hauptsache ich konnte jeden Tag eine neue Mütze aufsetzen, wahrhaftig ironisch.
Wir fischten vor einem weit entfernten Schilfgürtel und warteten auf den ersten Biss. Der Schlamm vor den Schirmen wurde immer tiefer und großflächiger. Alles war mit einem Hauch Schlamm überzogen und verwischte zu einem homogenen Anblick.
Als das Rodpod von meinem Leidensgenossen auch noch den Geist auf gab waren wir beide uns sicher – es wird ein abenteuerlicher Ausflug. Wir schwelgten in Erinnerungen und versuchten uns mit interessanten Geschichten von den umgebenden Bedingungen und Vorkommnissen abzulenken. Kurz bevor sich die Sonne verabschieden wollte bekamen wir zwei Bisse, welche nach kurzer Exkursion im tiefen Schilfgürtel ausstiegen. Da dachten wir doch tatsächlich, dass es nicht mehr schlimmer kommen konnte, falsch gedacht. Müde und enttäuscht lag ich auf der Liege und sagte mir immer wieder die gleichen aufbauenden Worte „Das ist der Erste Tag, nur der Erste Tag, wir haben noch einige Tage vor uns“. Die nächsten zwei Tage waren anstrengend und nicht wirklich erfolgreich. Die ansässigen Raubfischanlger sammelten unsere Schnüre ein und stippten direkt vor unseren Ruten Köderfische. Selbstverständlich haben nicht nur wir Karpfenangler ein Recht auf freie Entfaltung, aber von effektivem Fischen konnte nicht mehr geredet werden.
Wir wollten bedingt durch das Nachtangelverbot keine Zeit vergeuden und packten in der Nacht ein, um an einen neuen Platz zu ziehen.
Die nächste Stelle war vielversprechend und interessant. Nach kurzer Rücksprache und Planung der Vorrangehensweise waren wir uns einig. Wir platzierten alle, bis auf eine Rute, mit wenig Futter unter Büschen und am Schilf.
Wir befütterten einen tieferen Spot an einem Übergang von Steinpackung zu weichem Boden. Auch an dieser Stelle mussten wir uns mit den zahlreichen Raubfischanglern arrangieren. Alle paar Ruderschläge versenkten wir ein Absenkblei um dem hochholen der Schnüre entgegen zu wirken.
Es dauerte nicht lange als die Ersten Frankreich Fische im Kescher waren. Wir beide waren glücklich, erleichtert und natürlich auch motivierter als in den letzten Tagen.
Mit einem breiten grinsen schauten wir uns die Fotos auf der Kamera an, immer und immer wieder.
Langsam wurde es dunkel und wir drehten unsere Fallen wieder ein. Die Ersten Tage waren vorbei, wir wollten mehr. Was dabei raus kam seht ihr im nächsten Teil.
Cheerio Marvin