Nach fast dreijähriger Frankreich-Abstinenz wurde im Mai 2016 der Drang ins gelobte Land zu reisen doch wieder unhaltbar groß. Zugegeben, um dicke Fische zu fangen braucht man Deutschland schon lange nicht mehr zu verlassen. Die hiesigen Flüsse und Seen beherbergen längst Karpfen in Größenordnungen, die sich vor ihren europäischen Kollegen nicht verstecken brauchen. Dennoch ist das Karpfenangeln in Frankreich anders. Allein schon die räumliche Entfernung trägt dazu bei, dem Angeltrip einen wesentlich höheren Erholungsfaktor mitzugeben. Außerdem kann man mal eben mit doppelt so vielen Ruten fischen. Ein Bonus, den man mal gerne so mitnimmt! Und deshalb sollte es endlich mal wieder Frankreich sein!
Nach bisher zwei Frankreichtrips mit meinen Bruder (2010 und 2013) war auch er dieses Mal mein Begleiter. Wie so oft ging´s bei uns recht spontan zu: Tackle vorbereiten, Einkäufe erledigen, Auto packen, Ziel & Ausweichgewässer wählen, all das passierte in den zwei Tagen vor unserer Tour. Die spontanen Trips waren schon immer die besten und so sollte es auch dieses Mal sein.
Als wir nach vielen, vielen Stunden Fahrt unser Camp aufschlagen konnten waren wir erschöpft, die Stimmung war jedoch perfekt: 8 Tage volle Konzentration auf das Hobby! Meine Rigs – ich hatte diese bereits vor der Tour angefertigt – bestanden aus 30lbs starkem, ummantelten Vorfachmaterial und den kleinen aber dickdrahtigen Kurv Shanks. So war ich für alles gerüstet. Vor der Tour hatte ich mir noch eine Ladung Nasty Shrimp Boilies in 24mm bestellt, womit ich 3 Ruten auch sofort bestückte, während auf meiner vierten Rute ein Schneemann aus Waftern zum Einsatz kam. Zusätzlich setzte ich mit kleinen farbigen Ködern optische Reize.
Bereits in der ersten Nacht war kaum an Schlaf zu denken: Wir hatten direkt an einem Weg für Spaziergänger aufgebaut der während der ganzen Nacht stark frequentiert und zusätzlich von Straßenlampen beleuchtet war. Außerdem trieben sich dauernd Jugendgangs mit ach so supercoolem französischem Rap direkt aus dem Handy hinter meinem Schirm herum – ja, es gibt entspannendere Gegenden! Zu all dem kam die Aktion an unseren Ruten hinzu: die ganze Nacht war irgendwo irgendwas: Welse und Weißfische ohne Ende. Unglaublich wie „welsverseucht“ Frankreichs See- und Flusssysteme mittlerweile sind! Zusätzlich kamen noch regelmäßig Schiffe vorbei, was unsere Bissanzeiger mit fröhlichen Piepern hin uns wieder zu quittieren wussten.
Während die erste Nacht noch keinen Karpfen brachte, sollte die zweite Nacht doch wesentlich besser sein. Gleich ein paar Karpfen gestellten sich jetzt zu uns! Darunter auch ein echter Kracher für meinen Bruder, der mit seinem zweiten Urlaubskarpfen die Messlatte mit 28 kg gleich schier unerreichbar nach oben trieb. Für mich gab es im Gegenzug nur ein paar der kleineren Schuppis, von denen es hier mehr als genug gab. Zwischendurch mussten auch zahlreiche Welse abgehakt werden, denen die Nasty Shrimp Boilies ebenso gut gefielen wie den Karpfen. Schleimige Biester!
All dies führte dazu, dass wir versuchten unseren Schlaf über Tag nachzuholen, was jedoch unter der mittlerweile schon recht kräftig brutzelnden Sonne Frankreichs nur mäßig gelang. Doch dies sollte sich schon bald ändern und ein ausdauerndes, nie enden wollendes Tiefdruckgebiet über uns hinwegfegen. Und mit ihm kam wieder jede Menge Fisch. Doch davon mehr in Teil 2.
Simon Gehrlein