Die Big-Fish-Kralle Part I

„Hau mir bloß ab mit dem Klimbimm da, unnötig!“

In rheinischer Manier gab ich unverkennbarer zu verstehen, was ich von dem in meinen Augen futuristisch anmutenden Rig hielt, welches mir da gerade unter die Nase gehalten wurde.
Ich glaubte nicht daran, dass gewisse Rigs mehr große Fische fangen könnten, als andere. Im Gegenteil, war ich der Meinung, dass jede zusätzliche Spielerei nur einen weiteren Faktor ins Spiel bringt, an dem etwas schief gehen kann. Nur folgerichtig, dass ich  das vorgelegte Rig mitleidig lächelnd zur Seite legte…

Dieses Erlebnis liegt jetzt gute 3 ½ Jahre zurück und wie sollte es anders sein, muss ich mir eingestehen, dass sich meine Meinung zu Selbigem um 180 Grad gedreht hat.
Die Rede ist von einem Pop-Up-Rig, welches auf den ersten Blick kaum komplizierter daherzukommen vermag, dem sogenannten „Hinged-Stiff-Rig“.

„Hinged“ engl. Adj –  hinkend, drehbar, klappbar, heißt es im Onlinewörterbuch meines Vertrauens.

Genau genommen müsste das Rig jedoch „Hinged-Chod-Rig“ heißen, denn genau genommen handelt es sich um das in neuster Zeit mit großer Popularität bedachte Chodrig, welches aber im konkreten Fall auf eher unkonventionelle Art und Weise „hinkend“ an einer Boomsection präsentiert wird.
Bei denjenigen, die Angesichts einer solchen Anhäufung von Anglizsmen bereits die Augen verdrehen, möchte ich mich an dieser Stelle entschuldigen, aber auch Entwarnung geben. Dieses Rig kann auch für denjenigen große Fische produzieren, dem dieses neudeutsche Gequatsche auf die Nerven geht.
Denn entgegen meiner oben geschilderten Einstellung kann ich heute mit vollster Sicherheit sagen, dass dieses Rig bei richtigem Einsatz wirklich MEHR DICKE FISCHE fängt als andere.
Die Erfahrungswerte meinerseits und meines engsten anglerischen Umfeldes sind, weit abseits von statistisch auftretenen Abweichungen, nicht mehr anders deutbar.

Wer den mitleidig lächelnden Kerl vom Anfang nun in sich selber wieder erkennt, den kann ich nur allzu gut verstehen… Insoweit muss ich aber sagen „Versuch macht klug“!
Bevor ich auf die Einsatzgebiete und auf Erklärungsansätze für den Erfolg dieses Rigs eingehe, möchte zunächst eine schnelle Anleitung geben, mit der das Rig von jedermann schnellstens nachgebaut werden kann:

Materialien:
-für die Chod-Section:
-Extrem steifes und biegbares Monomaterial (z.b. Korda Mouthtrap)
– Kurzschenklige Haken mit nach Außem gebogenen Öhr (z.B. Korda Choddy/Chod God von Jokertackle)
– Rig-Rings
– Ring Swivels
-Putty
-optional eine Quetschhülsenzange mit entsprechenden Klemmhülsen

– für die Boomsection:
-Beliebiges Vorfachmaterial

Schritt 1:
Zuerst schneide ich ein etwa 15 cm langes Stück des harten Mono-Materials ab und binde den Chod-Haken mit einem einfach No-Knot. Wichtig dabei ist, dass die vom Material vorgegebene Biegung sich am Ende Richtung Hakenspitze biegt.

Schritt 2:
Auf das vermeintliche entstandene „Hair“ wird der Rig-Ring aufgezogen und danach rückwärts wieder durch das Öhr zurückgefädelt. Das nun entstandene „D“ mit einem kurzen anbrennen fixieren.

Schritt 3:
Nun gilt es den Ring-Swivel mit der gebundenen Chod-Section zu verbinden. Problematisch ist dabei, dass ein Knoten des dicken und steifen Monomaterials nur schwer möglich ist. Ich greife deswegen auf Klemmhülsen und eine entsprechende Klemmhülsenzange zurück. Dabei ziehe ich zuerst die Klemmhülse und dann den Ringswivel auf, um das Material dann wieder durch die Klemmhülse zurückzufädeln und schlussendlich mittels der passenden Zange zu „crimpen“.
Wem die Benutzung von Quetschhülsen Bauchschmerzen bereitet, dem bleibt nur ein Knoten. Dieses Unterfangen ist zwar nicht ganz einfach, aber mit etwas Übung auch möglich. Ich empfehle als Knoten in diesem Falle einen „ Two-Turn-Grinner-Knot“ also einen Blutsknoten mit lediglich zwei Windungen.

Schritt  4:
Das andere Ende des Wirbels wird dann auf einer großzügigen Schlaufe laufend mit dem Material der Boomsection verbunden. Als Material für Letztere kann prinzipiell alles verwendet werden. Eine gewisse Steife hat jedoch den Vorteil, dass der Hakenköder nach dem Auftreffen im Wasser vom Blei weggedrückt wird. Dann noch etwas Putty nach Bedarf um den Wirbel herum kneten.

Schritt 5:

Nun muss die „Fangkralle“ noch in Form gebracht werden. Dazu hänge ich zunächst den Haken in den Wirbel ein. Danach forme ich mit Daumen und Zeigefinger nach bis die gewünschte Biegung erreicht ist. Im Wasser stehend sollte die Hakenspitze möglichst parallel zum Gewässerboden stehen.

Viel Spass beim Basteln… Im nächsten Teil will ich die vielfältigen Einsatzgebiete dieses Rigs aufzeigen und einige laute Überlegungen anstellen, was für den Erfolg des „Hinged“ verantwortlich sein könnte…
Bis dahin nur Dicke
Beste Grüße
Simon

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