Wenn die Wassertemperaturen im einstelligen Bereich angekommen und die Tage sehr kurz geworden sind, entwickeln die Gewässer da draußen einen ganz eigenen Spirit. Während wir sie noch vor wenigen Wochen bzw. Monaten mit Badegästen, Sonnenanbetern, Spaziergängern und Heerscharen von anderen Anglern teilen mussten, gehören sie jetzt nur noch der Handvoll Angler, die sich (noch) nicht haben abschütteln lassen. Zugegeben, die Zeit der Massenfänge ist vorbei und immer häufiger bleiben jetzt die Bissanzeiger still. Aber ganz ehrlich: Was soll´s! Solange die Chancen auf einen Fisch noch da sind, der Adrenalinspiegel bei jedem Signal der Funkbox in die Höhe schießt und man sonntags nach einer Angeltour zufrieden und gut relaxed wieder dem Alltag entgegen treten kann, lohnt es sich immer noch die Köder in Richtung Horizont zu feuern.
Wenn unsere Augen dann anschließend nach den letzten Lichtstrahlen suchen, hilft es ein paar Kerzen oder ein paar warme, gelbe Lämpchen im Zelt zu platzieren. Dann noch ein gutes Buch und das Warten auf den Biss vergeht fast so schnell wie in den Sommermonaten. Um der Tristesse der Wintermonate weiteren Einhalt zu gebieten, hilft natürlich auch Geselligkeit: Mit einem dicken Topf Glühwein und ein paar Bratwürsten haben sich schon immer gute Kumpels anlocken lassen. Aber natürlich tut man auf diese Weise auch denen etwas Gutes und kann so gemeinsam das langsam ausklingende Jahr Revue passieren lassen.
Auch unter Wasser geht’s jetzt gemütlicher zu: Oft verlaufen die Nächte ohne Aktion. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel und genau diese Ausnahmen sind es, die das Ganze ausmachen. Es macht einfach Spaß auf die Nadel im Heuhaufen zu warten! Und sobald dann der Tag anbricht, stehen die Chancen auf einen dieser winterlich gefärbten Fische sogar noch etwas besser.
Es kann jetzt Sinn machen, die Menge des Beifutters im Vergleich zu den vorangegangenen Wochen deutlich zu reduzieren und eher eng konzentriert um die Hakenköder zu füttern. Konkret sind das bei mir aktuell ca. 10 oder 15 Pellets bzw. Boilies auf einer Fläche von vielleicht 5 oder 6 Quadratmetern. Mehr braucht es jetzt häufig nicht mehr um Bisse zu provozieren. Glücklicherweise habe ich die Möglichkeit auch etwas vorzufüttern und so die Fische in dem beabsichtigen Areal aktiv zu halten. Grundsätzlich folge ich dabei jetzt dem theoretischen Ansatz, dass ich das Areal von Fütterung zu Fütterung enger ziehe, sodass am Tag des Angelns nur noch recht punktuell gefüttert werden muss. Der Hakenköder liegt jetzt im Zentrum des bisherigen Geschehens und wird so recht gut gefunden. Vorausgesetzt natürlich die Fische sind in Fresslaune.
Aber unabhängig davon, ob die jeweilige Session vom Erflog gekrönt wird oder nicht: Das Angeln zu dieser Jahreszeit hat seinen ganz besonderen Reiz! Probiert es aus!
Simon Gehrlein