Rückblickend ist es unglaublich was mir in diesen 12 Tagen passiert ist, doch fangen wir ganz von vorne an. Es war ungefähr 1 Monat vor unserem Angelurlaub, als ich mir durch was auch immer eine bakterielle Infektion Namens Dishidrosis eingefangen habe. Diese Infektion betrifft nur Hände und Füße und äußert sich so, dass man auf der ganzen Hand Blasen bekommt. Diese werden immer größer und irgendwann platzen diese Blasen auf. Danach verkrustet sich die ganze Haut, bis sie sich schließlich einmal abschält und erneuert, ähnlich wie bei einer Schlange. Hört sich eklig an, ist es auch !!!
Eine Woche vor unserem Trip, nach Behandlungen mit sämtlichen Cortison Cremes, war immer noch nicht ganz klar, ob ich überhaupt fahren kann. Rudern, Tackle aufbauen, Ruten fahren! Wie soll das funktioniern?
Ich ging in diesen Wochen wirklich durch die Hölle und wünsche keinem so eine Infektion, doch es wurde zum Glück langsam besser und so konnte mich keiner davon abbringen, diesen Urlaub zu canceln. Also, los geht’s…
Nils , Patrick, Niko und Ich trafen uns wie geplant um 18 Uhr, um uns auf den Weg Richtung Süd-Frankreich zu machen. Die Autofahrt verlief problemlos und nach 16 Stunden Fahrt standen wir endlich an der oben liegenden Straße, die langsam ins Tal zum ersten See führte. Der Anblick auf den kleineren Arm des V- förmigen Stausees war traumhaft und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus. Jetzt wollten wir noch schneller einen Platz finden und endlich die Ruten rausbringen.
Nils und Niko hatten eine gute Stelle im größeren Arm bekommen. Patrick und Ich versuchten es im kleineren Arm. Dort angekommen schnickten wir um die Plätze, Patrick rechts und ich nach links.
Wir waren beide echt platt, die letzten Stunden standen uns ins Gesicht geschrieben, trotzdem wollten wir keine Minute verschwenden. Es war sehr windig auf dem See, ich bekam die volle Breitseite ab und mit meinen Händen war es echt mühsam, alle 4 Ruten zu legen. Ich hatte mir extra Handschuhe mitgenommen, die auch halfen, aber ich musste um gut zu Fächern alle 4 Ruten auf 100-250 m weit raus bringen. Das machte die Sache nicht einfacher! Es war wirklich eine Qual, doch es half alles nichts, Augen zu und durch. Nachdem endlich alles lag ging ich zu Patrick, der auch bereits alles stehen und liegen hatte. Wir rauchten eine Zigarette und unterhielten uns, doch unser Gespräch wurde schnell durch einen einzigen Dauerton unterbrochen. An der Rute angekommen, hing der Kamerad schon bombenfest im Unterwasserwald. Keine Chance ihn raus zu bekommen! Fullabriss!
So eine scheiße! Aber immerhin nach 20 Minuten schon einen Lauf gehabt und das in so einem riesigen See, damit hatten wir überhaupt nicht gerechnet. So war die Euphorie schonmal groß… wer weiß was da noch kommt.
Ich fuhr die Rute neu und danach hieß es nur noch schnell was essen und ab in die Kojen.
Die erste Nacht war ruhig und wir schliefen wie Steine. Am nächsten Morgen nach dem ersten Kaffee und bei schönen 35 Grad ließen wir es uns gut gehen.
Stündliches Abkühlen im Wasser und ein paar Bier! So habe ich mir doch Urlaub vorgestellt. Wenn jetzt noch die ein oder andere Rute dabei abläuft … Perfekt!
Pustekuchen… bis auf 2 oder 3 Alande hatten wir nichts gefangen. Die nächsten 2 Tage verliefen genauso ruhig und das Wetter mit knapp 40 Grad spielte uns auch nicht wirklich in die Karten. Niko und Nils konnten beide in den ersten 3 Tagen Fiche fangen und Niko sogar einen traumhafte Halbzeile mit über 20kg.
Also gaben wir unseren Plätzen noch eine Chance und wenn bis zum nächsten Morgen nichts gehen sollte, wollten wir auch in den größeren Arm des Stausees moven.
Natürlich passierte wieder nichts und wir fingen an zeitig einzutackeln um rüber zu moven, als König am 3ten morgen endlich einen Lauf bekommt. Auch dieser Bursche verabschiedete sich sowas von schnell in den Unterwasserwald… keine Chance! Trotz vermeidlich geschlossener Bremse hat der Fisch es geschafft Schnur von der Rolle zu nehmen und war somit leider weg. Fuck!
Das Auto war natürlich schon zu ¾ gepackt und somit fuhren wir erstmal zu den beiden anderen um die Lage zu besprechen. Nach einer leckeren Mahlzeit aller Nikos Kochkombüse , spielte ich schon mit dem Gedanken einfach eine Nacht bei den Jungs zu bleiben, abzuchillen, mich auszuruhen und Kraft zu tanken. Es war für mich nicht leicht alles zu bewerkstelligen mit meinen Händen und es hat mich teilweise echt runter gezogen, doch die Jungs gaben mir Kraft und munterten mich auf.
Langsame Besserung meiner Hände war in Sicht. Davon abgesehen, hätte ich Patrick auch ungerne eine Nacht versaut. Also entschieden wir uns gegenüber von Niko und Nils unseren Platz zu beziehen ca. 300m Luftlinie. Da gab es einen großen Bereich Wasser und viel Holz wo wir problemlos unsere Ruten verteilen und zusammensitzen konnten. Es wurde alles sehr spät an diesem Tag und wir waren platt, also entschied ich mich dazu meine Ruten willkürlich vors Holz zu fahren um am nächsten Morgen ausführlich Location zu betreiben. Nüsse drüber , Köder noch von morgens dran gehabt und „Arschlecken“ hab ich mir gedacht, ich wollte nur noch pennen.
Es dauerte keine Minute und ich war fest am Schlafen. Doch so schnell ich eingeschlafen war wurde ich 8 Stunden später mit einem Dauerton geweckt. Es war bereits morgens und schon hell. Ich war auf dem Weg zur Rute als König auch aus seinem Zelt gekrochen kam. Ich nahm die Rute auf und machte kräftig Druck um meinen gegenüber erstmal vom Holz wegzubekommen, was problemlos funktionierte. Anschließend stiegen wir beide ins Boot und ruderten dem Fisch entgegen. Überm Fisch nach einem kurzen Drill kam er zum ersten Mal hoch und Patrick sah was ich für ein Kaliber gehackt hatte. Er guckte mich mit großen Augen an und sagte : „ oh oh oh das ist ein Guter“. Nach einer 2ten kurzen Flucht konnte Patrick den Kescher drunter schieben und wir trauten unseren Augen nicht… es war ein Riese!!! Wir fielen uns in die Arme und kenterten noch fast so sehr freuten wir uns. Ein Geschenk , weil ich die ganzen Wochen davor durch die Hölle gehen musste und der Urlaub auf der Kippe stand? Ich glaube schon….
Unfassbare 26,3 kg brachte der Gute auf die Waage und damit für mich auch ein neuer Personalbest den ich in diesem Jahr jetzt schon zum 3ten mal Überboten habe. Einfach der Hammer und die Fuffytaufe durfte natürlich auch nicht fehlen
Nachdem wir also das Teil abgelichtet haben, gab es erstmal ein deftiges Frühstück nach diesem herrlichen Frühsport. Gibt es was schöneres am Morgen ? Ich glaube nicht!
Wir waren alle aus dem Häuschen bei diesen Ausmaßen des Karpfens. Doch trotz diesem Megafisch wurden unsere Bedingungen immer schlechter. Es war brüllend heiß, mittlerweile über 40 Grad und ich habe immer noch vor Augen wie Patrick und ich den ganzen Tag um den einzigen Baum weit und breit wanderten um etwas Schatten zu genießen. Bei Nils und Niko lief auch schon seit 2 Tagen nichts mehr und der Wetterbericht sah für die nächsten Tage auch nicht besser aus. Also entschieden wir 4 uns noch eine Nacht zu bleiben um am nächsten Morgen weiter zu ziehen. Es ging natürlich nichts mehr und so trafen wir uns zeitig mit beiden Autos, um das nächste Ziel anzusteuern. Niko unser Frankreichguide sagte, in der Nähe sei ein kleiner Stausee mit dicken Fischen, doch viel interessanter war erstmal die Info der Imbissbude mit geilen Burgern direkt vor Ort.
Wie es weitergeht? Das erfahrt ihr in Part 2.
Gruß euer Kai Kö