Das dicke Ende

Inzwischen ist schon etwas Zeit vergangen, doch ich muss euch von meinem Pfingstwochenende erzählen, denn dieses wurde zu einer der besten Sessions, die ich bis jetzt erleben durfte und das, obwohl ich mich an dem Freitag nicht ganz dazu motivieren konnte, zum See zu fahren, da der Wetterbericht alles andere als rosig war. Warnungen vor schwerem Gewitter und starkem Wind ließen mich wirklich überlegen, ob die Sicherheit nicht vorgehen sollte. Doch als sich bis 21 Uhr kein Gewitter gezeigt hatte, entschied ich mich doch noch dazu, ans Gewässer zu fahren. Nachdem ich alles aufgebaut hatte und die Ruten lagen, kam endlich der gemütliche Teil des Abends. An Schlaf war in dieser Nacht jedoch nicht zu denken. Der starke Wind ließ die Bäume um mich herum sich so verbiegen, dass ich zweimal vor Schreck fluchtartig das Zelt verließ, weil ich dachte, die Botanik würde dem Sturm nachgeben.

Während der Dunkelheit tat sich bei den Fischen jedoch wenig. Ich musste direkt zu Beginn zwei Verluste beklagen, denn der Wind machte das Drillen vom Boot, auf das ich an diesem Gewässer angewiesen war, nicht einfacher. So musste ich leider feststellen, dass durch den Druck vom Boot doch sehr schnell eine zu hohe Belastung auf den Haken einwirkte und dadurch verlor ich direkt die ersten beiden Fische der Nacht. Danach war die Motivation natürlich schon stark gesunken und ich dachte schon an aufgeben und daran zu warten, bis der Sturm nachlässt, um weiter zu fischen. Doch dafür hatte ich zu viel Zeit und Futter in die Vorbereitung investiert.

Also Ruten wieder raus und weiter. Tatsächlich gelang es mir die nächsten beiden Fische ohne Komplikationen zu landen und ich dachte schon „Jetzt läuft es endlich“. Doch der Wettergott war mir wohl nicht wohlgesonnen und drehte nochmal auf. Als der nächste Biss kam war der Wind schon so stark, dass er mich beim Abstoßen mit dem Boot direkt in die Steganlage drückte und ich die Distanz zum Fisch nicht verkürzen konnte. Dieser nutzte die Chance direkt und schwamm in ein Hindernis. Nach langem Hin und Her verlor ich auch diesen Fisch. Ich war regelrecht am Boden zerstört.

Aber die Fische waren am Platz und am Fressen waren sie auch. Die große Menge meiner Lieblingsboilies, Scoberry und White Halibut, hatten ihre Wirkung absolut nicht verfehlt. Ich entschied mich dazu beide Ruten neu zu bestücken, aber dieses Mal alles etwas gröber, um den besonderen Bedingungen standzuhalten. Ich verwendete lange Kombi Rigs mit zweier Kurvshanks und 20mm Scoberry Wafter. Was dann geschah war nahezu unvorstellbar…

Die Ruten liefen gefühlt im Stundentakt ab. Je stärker der Wind war, desto schneller kamen die Bisse. Und dieses Mal landete jeder Fisch im Kescher. Der Sturm ließ am späten Samstagnachmittag deutlich nach und damit auch die Bissfrequenz. Zwar war ich jetzt schon super zufrieden mit dem Ergebnis, aber ein kleiner Funken Hoffnung auf einen dicken Rogner blieb zurück, denn zwei Nächte hatte ich ja noch Zeit.

Mit 11 gefangenen Fischen und leider drei Verlorenen, startete ich also in die zweite Nacht des Wochenendes. Doch in dieser Nacht ließ sich nur ein Fisch auf dem Futterplatz blicken. Zwar war es ein guter 30er, aber es war immer noch nicht der erhoffte Dickfisch. Also weiter im Programm.

Am Sonntagmorgen biss der gefühlt kleinste Fisch des Gewässers. Ich bin immer wieder verwundert, wie gierig die Kleinen oft sind. Am Sonntag kletterten die Temperaturen in unerträgliche Höhe und da sich absolut nichts tat, versuchte ich mein Glück mit Adjustable Zig Rigs. Aber auch das brachte nicht die Wende und so blieb es den ganzen Tag ruhig. Am Abend setzte ich dann nochmal alles auf Futter und hatte mir deshalb morgens schon 5 kg White Halibut Boilies in Seewasser eingelegt, um sie etwas auszuwaschen. Gute drei Kilo davon verteilte ich abends auf dem Futterplatz. Die Montagen und Köder ließ ich unverändert.

Die Nacht verlief jedoch absolut ereignislos. Als die Sonne schon wieder aufging, dachte ich bereits „Die Sache ist gelaufen“. Doch dann morgens um halb acht kam endlich noch der Run, der aus einem super Wochenende ein großartiges Wochenende machen sollte. Dieser Fisch war anders als die anderen zuvor. Er blieb die ganze Zeit tief unten und zog das Boot ohne große Mühe über den halben See. Als er nach einer gefühlten Ewigkeit das erste Mal an die Oberfläche kam, war mir klar, das ist der Fisch auf den ich das ganze Wochenende gewartet habe. Nach weiteren Nerven zerreißenden Minuten, in denen der Fisch mehrere Male versuchte, das rettende Holz zu erreichen, wovon ich ihn – Motor sei Dank – abhalten konnte, war es mir endlich möglich, ihn über den Kescherrand zu ziehen und mich mit ihm auf den Weg zum Ufer zu machen. Dort zeigte die Waage genau 24kg! Was ein Brocken! Der Hammer und ein besonderer Abschluss für ein großartiges Wochenende.

Lieben Gruß Nils Schäfer

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