Alte Liebe rostet nicht – Part III

Mit einem elektrischen Knacksen sprang der Funke über und entzündete das hinausströmende Gas zu einer blauorangenen Flamme. Es war kalt an diesem Morgen, kälter als es mir lieb war und trotzdem einzigartig, irgendwie besonders. Die wärmende Tasse mit beiden Handflächen eng umschlungen, huschten meine müden Blicke über die spiegelglatte Wasseroberfläche. Vor wenigen Minuten hatte ich die rechte Rute leise wieder in Position gebracht, nachdem ein halbstarker Schuppi von den Nastys an der Spitze des versunkenen Baumes genascht hatte.

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Noch einige Minuten lag ich so dort, sog den Moment in mich auf und wärmte meinen fröstelnden Körper an dem dampfenden Inhalt meiner Tasse.

Ein einzelnes Piepen ertönte, als wolle es den Gesang der, einem sonnigen Frühlingstag frohlockenden Vogelbande erwidern. Dann ein zweites, ein drittes. Das Geräusch geht in einen andauernden grellen Ton über. Während ich mir die Jacke überstreifte, hörte ich auch schon, wie mein Weggefährte aus dem Zelt nebenan unsanft in seine Falte einstieg um dem Fisch entgegen zu paddeln.

Im Licht der aufgehenden Morgensonne stand er Minuten später mit krummer Rute in der Falte, die schwarze Kapuze weit ins Gesicht gezogen. Ohne ein Wort zu sagen, saß ich in der Hocke am Ufer und sah dabei zu, wie der Fisch ein ums andere Mal die Oberfläche durchbrach, um danach wieder die Rute bis zum Führungsring ins Wasser zu reißen.

Nachdem Patrick den Fisch, auch er wieder einer der halbstarken Garde, im Kescher abgehakt, und seine Rute wieder abgelegt hatte, genehmigten wir uns ein ausgiebiges Frühstück.

Danach war es auch schon Zeit, die Sachen zu packen um in absehbarer Zeit den Heimweg antreten zu können.

Schon während ich den Schirm zusammenklappte, gab meine bis dato völlig unberührt gebliebene linke Rute zwei kurze Bleeps von sich. Der leichte Hanger hob sich dabei langsam um einige Zentimeter, um danach wieder in die Ausgangsposition zurückzufallen. Machte sich da gerade wer über das vor den Ästen des überhängenden Weidenbusches eingebrachte Futter her? Ich schenkte dem Geschehen nach einigen Sekunden des Innehaltens keine weitere Beachtung mehr. Eine Minute später, ich wollte den Schirm gerade im Quiver verstauen, wurde die Spitze genau dieser Rute gewaltsam herumgerissen, der Hanger knallte unvermittelt gegen den Blank und die Bremse der fast geschlossenen Tournament gab widerwillig einige Zentimeter der Geflochtenen frei. Mit einem Schritt war ich an der Rute, nahm sie auf und ging, dem sich immer weiter verbeugenden Blank zum Trotz einige Schritte nach hinten, wobei meine linke Hand die Spule blockierte. Der Fisch durfte auf keinen Fall die rettenden Äste erreichen. Von meinem Gegendruck verärgert schlug Sekunden später eine mächtige Schwanzflosse auf die Wasseroberfläche. Der Fisch tobte und änderte seinen Plan. Wie an einem Pendel zog er nach rechts. Der Winkel meiner Schnur zu den Büschen rechts von mir wurde immer kleiner. Der Kamerad kannte seine Heimat und wusste ganz genau wohin er wollte. Geistesgegenwärtig sprintete Patrick los um die bereits auf dem Dachgepäckträger verstaute Falte zu holen. Schnell schob er die Mittelbank rein, arretierte die Paddel und schob die wackelig ausschauende Falte ins Wasser.

Ohne zu zögern stieg ich hinein und drückte mich vom Ufer ab, dem Fisch entgegen… Schon in diesem Moment war ich mir sicher einen der großen alten Krieger dieses Gewässers am Band zu haben.

Nach weiteren bangen Minuten und drei brutalen Fluchten unter dem Boot, glitt dann tatsächlich einer der Könige des Sees in meinen Kescher. Unglaublich aber dieser Fisch war vor über 14 Jahren mein allererster Dreißiger.

Ein Fisch, der mich mein halbes Leben lang bereits begleitet...
Ein Fisch, der mich mein halbes Leben lang bereits begleitet…

Der letzte Kreis schloss sich…

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