Ich bin wieder hier, in meinem…

„An Gleis 10 erhält Einfahrt….“ Im Getümmel der rastlos erscheinenden Masse richte ich den Blick kurz auf um mir die Kapuze des Hoddies weiter ins Gesicht zu ziehen. Meine Hände tief in den Hosentaschen vergraben durchfährt meinen Körper ein kurzes Schütteln. Ich fühle mich nicht zuhause in dieser anonymen Hektik. Doch es ist nicht nur das Gedränge der Gestressten, das mir das Unbehagen bereitet, nein es ist spürbar kälter geworden und langsam aber sicher kann auch der sonnenafinste Freibadgänger sich dem einziehenden Herbst nicht mehr verschliessen.
Ich setze mir die Kopfhörer auf, drücke auf „Play“ und entfliehe dem Bahnhofsgetümmel in das Dämmern des frühen Abends. Während der, von herbstlichen Windböen mir ins Gesicht getriebene Nieselregen Tropfen auf meiner Stirn bildet, wünsche ich mich zurück dahin, wo mir der allabendliche Sonnenuntergang in spektakulären Farbspielen gerade gelegen kam, nicht zuletzt wegen der mit ihm einziehende Kühle nach heissen Tagen im Süden Frankreichs…
Die Landschaft, die Angelei, das Wetter, all das hatte mich derart in seinen Bann gezogen, dass alleine die Erinnerung daran mir Zuflucht aus dem nasskalten Hier und Jetzt gewährt…
Und wirklich fühlte ich mich nach der Rückkehr aus dem gelobten Land wie in einer anderen Welt, wäre am liebsten direkt wieder zurück gefahren, den nahezu perfekten Urlaub auf unbestimmte Zeit zu verlängern. Ich vermeide hier absichtlich das in aller Munde liegende Wort Abenteuer, dessen momentan inflationärer Gebrauch mir die Galle hochtreibt… Aber vielleicht würde es die vergangenen neun Tage passend beschreiben, Definitionssache und letztlich auch egal… Doch das ist eine andere Geschichte die ich an anderer Stelle noch erzählen mag.

Good Times...

Zurück im kalten nassen Deutschland blieb zumindest die Motivation, der Drang ans Wasser zu kommen, die Gier nach dicken Herbstbullen. Unter diesen Gesichtspunkten kam mir das Wetter gerade Recht und so hatte ich noch in der Nacht der Rückkehr die Tigernuss- und Boilie-Reste zusammengekratzt und in eines meiner heimatlichen Gewässer gekellt…
Auch in den nächsten Tagen wurde nicht gekleckert sondern geklotzt… Die Jungs sollten merken, was die Zeit geschlagen hat.
Ich fieberte dem Samstag entgegen, dem Tag, an dem ich den Futterplatz das erste Mal antesten wollte. Doch es sollte irgendwe nicht sein! Schon bei der letzten Füttertour verhielt sich mein treuer Golf deutlich komisch, ruckelte und büßte deutlich an der ohnehin schon nur dürftig vorhandenen Leistung ein. Als auf dem Weg zum See dann die Motorleuchte hektisch aufblinkte, nahm ich das als Zeichen, heute den Abend wohl doch zu Hause zu verbringen und am Sonntag Morgen die gelben Engel heranzupfeifen. Stattdessen setzte ich mich mit zwei Futtereimern bewaffnet in den Zug und deckte nochmal das „All you can eat-Buffet“ nach.

Trust and feed

Am folgenden Morgen entpuppte sich der technische Übeltäter als durchgekanllte Zündspule und konnte direkt vor Ort behoben werden. Also rein mit den Klamotten und ab an die Kante.
Als ich die Ruten liegen hatte, dämmerte es bereits. Ich hatte ganz vergessen, wie lange die Abende nach der Zeitumstellung sein konnten, wenn man alleine unter seinem Schirm hockt.
Größere Sorgen bereitete mir allerdings der Luftdruck, der pünktlich zum Wochenende zielstrebig gen Himmel schoss, sodass ich noch um 23 Uhr nur in Shirt auf dem Schlafsack liegen konnte. Nicht gerade das, was ich mir für meinen Probelauf auf dem Futter vorgestellt hatte.
Allerdings rollten die Fische in hoher Frequenz auf und um die Spots herum, und um halb fünf zog dann auch die linke Rute voll durch. Nach einem harten Drill von über einer halben Stunde, lag der erste Futterplatzräuber vor mir auf der Matte, sehr deutlich über 15 kg schwer.
Darauf lässt sich doch aufbauen denke ich mir während ich die Montage wieder auf den Platz pendele.
Als mir dann pünktlich wie immer auf diesem Platz um acht neuer Zeit der Zweite auf den Schneemann einstieg und nach ebenfalls fulminantem Drill in den Maschen lag, war endgültig klar, dass die Jungs trotz der eher wideren Umständen ordentlich naschten…

Auch dieser schlanke Herr von etwas über 18 kg fand gefallen an den Protos! Da Passen aber noch einige mehr rein!

Nach den morgendlichen Fotos legte ich noch eine ordentliche Portion der „Proto-Knicker“ nach und trat die Heimreise an, sollen sie bis erstmal ein paar Tage wieder umsonst fressen, bis ich Donnerstag wieder abkassieren komme…
In diesem Sinne, Füttert se fett!!!
Beste Grüße
Simon

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