Laichzeit, hate it or love it….
Vielerorts ist sie in momentan in vollem Gange, kurz bevorstehend oder gerade vorbei.
Was für das Auge ein Spektakel der Superlative, ist für das anglerisch denkende Hirn ein Kopfzerbrechen. Oftmals sind es wenige Tage oder sogar Stunden, die zwischen Sternstunden und absoluten Blanks liegen.
Diese Diskrepanz zwischen Erfolg- und Misserfolg ist frustrierend, dennoch selbstverständlich. Zu keiner anderen Zeit im Jahr konzentrieren sich derartig viele Fische auf geringer Fläche, selten im Jahr sind die Laichmuttis so schwer wie jetzt und noch seltener haben sie derartig Kohldampf wie kurz vor dem Liebesspiel.
„Zu keiner anderen Zeit im Jahr konzentrieren sich derartig viele Fische auf geringer Fläche“
Stimmt! Ab einer Wassertemperatur von ca. 18 Grad, in manchen Gewässern auch schon etwas früher, beginnt vielerorts langsam aber stetig das Gedrängel um die beliebten Laichplätze herum. Entgegen vieler Behauptungen habe ich die Erfahrung gemacht, dass es gerade in größeren Gewässern unter Umständen nicht „das eine Laichareal“ gibt, sondern dass die Karpfen an verschiedenen, strukturell meist ähnlichen Bereichen laichen. Diese Bereiche sind oftmals schon 2-3 Wochen vor dem eigentlichen Spektakel vollgepflastert mit guten Fischen. Wer sie kennt und das Gewässer samt Temperatur im Auge behält, kann hier mit ordentlichem Futtereintrag bereits jetzt seine für die Saison gesteckten Ziele herauspicken.
Mit Polbrille vom Ufer oder lautlos im Boot treibend, für die hartgesottenen vielleicht sogar mit Taucherbrille und Neo, kann man nun im krautbewachsenen Flachwasser, unter überhangenden Bäumen, in aufkommenden Seerosenfeldern oder vergleichbaren Bereichen dem ein oder anderen Zielfisch ins Auge schauen.
Mitten im Holz sammeln sie sich… Wer genau schaut, sieht vielleicht die Dicke Dame…..
Konzentrieren sich die Fische aber auf einen oder wenige Bereiche im See heißt das im Umkehrschluss logischerweise jedoch auch, dass eine große Wasserfläche quasi ohne Fisch ist. Einer der Gründe, warum die Laichzeit oftmals als anglerisch nicht lukrativ verrufen ist. Doch wer seine Augen am Gewässer nicht aufmacht und den Mai über stupide immer auf seiner 4m tiefen Kiesbank fischt, dem ist irgendwie halt auch nicht zu helfen…
Wer die Augen aufmacht und auch mal Zeit ohne Rute am Gewässer verbringt, der wird die Laichzeit bzw. die Zeit drumherum zu schätzen lernen.
„selten im Jahr sind die Laichmuttis so schwer wie jetzt“
Versteht sich von selber, wenn man bedenkt, dass ein ausgewachsenes Karpfenweibchen pro kg Körpergewicht rund 100.000-200.000 Eier mit je ca. 1mm Größe ablegt. Oftmals haben die Fische nun Topgewicht. ABER: So gern jeder von uns dicke Fische fängt, sollte der Respekt vor der Kreatur uns nicht übermannen. Man angelt nur dort, wo man eine realistische Chance hat die Fische zu landen! Das sollte zwar immer gelten, bedarf vielleicht aber insoweit während der Laichzeit nochmals besonderer Betonung, alsdass die Fische erstens in dieser Zeit nunmal oft im dichten Holz gestapelt stehen und ich nur zu gut weiß, wo einem manchmal der Kopf steht, wenn man die Dickerchen eng an eng dort stehen sieht und es zweitens noch viel beschissener als sonst schon ist, einen vom Laich geschwächten Fisch mit voller Montour im Holz abzuschicken!!!
„noch seltener haben sie derartig Kohldampf wie kurz vor dem Liebesspiel.“
Auch das stimmt und ist auch in Hinblick auf den latent brutalen und kräftezehrenden Liebesakt auch gut nachvollziehbar. In den Tagen vor dem eigentlichen Laichen, schlagen die Fische nochmal so richtig zu.
Allerdings wendet sich auch hier das Blatt wieder schnell. Denn, sind die Fische einmal mit dem Liebesspiel beschäftigt, vergessen sie oftmals alle anderen körperlichen Bedürfnisse.
„Einer geht immer! „Wenn ich auf der Alten liege und mir jemand nen BigMac unter die Nase hält, leg ich auch mal gern ne Pause ein“ (Ein Zitat eines Freundes, welches nicht primitiver aber auch nicht treffender sein könnte)“
Wer sie jetzt noch beangeln will, sollte auf Reizköder wie grelle Pop-ups setzen. Gepaart mit einem öligen Futter, was auch die oftmals in oberen Wasserschichten schwimmenden Fische auf den Köder aufmerksam macht, kann dies selbst jetzt leicht abseits der Ballungszentren immer einen Fisch bringen. Insbesondere bei kurzzeitigen Wettereinbrüchen kann es für kurze Perioden auch jetzt wieder zum großen Fressen kommen.
Fazit: „Der Ruf der Laichzeit ist doch schlechter als sie es verdient.“
In diesem Sinne raus ans Wasser,
Beste Grüße
Simon Grolig