Ich beschleunige, lenke auf die linke Spur und gebe Vollgas. Vollgas Richtung Wochenende. Im Außenspiegel blinzelt mich die tiefstehende Sonne an und zeitgleich drehe ich das Radio auf. Geil, ich freue mich riesig auf die bevorstehenden Stunden. Allein sein. Frei sein. Einfach das tun, was ich gern hab. Hammer! Die letzten Meter bis zum See führen mich über matschige Wege und ständig kratzen Sträucher und Äste am Lack meines Autos. Was soll’s, es ist ein Angelauto. Zu retten gibt es ohnehin nichts mehr. Wie bei einem Elefanten, wirken Staub und Dreck wie eine schützende Patina. Kaum eine halbe Stunde später erreiche ich meinen Angelplatz. Jetzt heißt es schnell die Ruten ins Wasser. Bevor ich etwas anderes aufbaue, kommen immer erst die Köder ins Wasser.
Erst danach richte ich mich ein. Ich bin zuversichtlich für dieses Nacht. Bestimmt werde ich an meine Fangerfolge der letzten Wochen anknüpfen können. Ich bin mir eigentlich sicher. Entgegen der bisherigen Vorgehensweisen, füttere ich heute etwas mehr als sonst. Ich gehe eh davon aus, dass ich einige Male raus muss in dieser Nacht. In mir macht sich ein gutes Gefühl breit.
Ich genieße die letzten Sonnenstrahlen und frage mich, ob ich den richtigen Riecher habe und meinen Zielfisch wohl bald über den Kescher führen werde. Bisher produziert mein Futterplatz nur kleinere Fische. Ich frage mich woran es wohl liegen mag. Eigentlich müssen die Dicken auch bald auf das üppige Nahrungsangebot aufmerksam werden. Nicht umsonst sind sie so dick, wie sie sind. Von einer Diät wird man schließlich kein dicker Brummer. Es wird dunkel und frisch. Die Nacht vergeht und kein Pieper weckt mich. Was ist hier los?
Ich kann es kaum glauben und kurbele meine Montagen am nächsten Morgen ohne Erfolg ein. Verstehen tue ich es nicht, doch trotz der erfolglosen Nacht, bleibe ich noch. Ich will wenigstens noch einen Fisch fangen, um diese Session nicht als Blank zu verbuchen. Ich fülle ein paar 10mm Marine-Halibutt Pellets in passendes PVA und stelle beide Ruten auf kleinere Köder um. Ein präziser Wurf bringt beide Ruten zurück auf den Futterplatz. Hoffen wir mal, dass wenigstens noch ein kleiner beisst. Einer ist besser als keiner.
Ich vertrödele ein wenig die Zeit. Lasse Steine über die Oberfläche ditschen, höre Radio und genieße den Wind, der mir wieder einmal um die Nase pfeift. Gerade als ich mit meinem Hund um einen Stock kämpfe und ich eigentlich die besseren Karten dabei habe, lasse ich sie gewinnen und stürze mich auf die ablaufende Rute. Yes! Den einen wollte ich noch haben und er kam tatsächlich. Ich freue mich über den kleinen Fisch, denn er rettet mir die Session. Ist es nicht seltsam. Die letzten Male fing ich zusammen mehr als 20 Fische auf diesem Platz und nun muss ich darum kämpfen überhaupt etwas an den Haken zu bekommen? Es ist verrückt!
Die Auflösung bekomme ich erst einige Tage später in einem Telefonat. Mein guter Freund Julian war zur gleichen Zeit am Wasser und plagte über die schlechten Verhältnisse. Er macht den wechselnden Luftdruck für die schlechten Ergebnisse verantwortlich und einen ähnlichen Gedanken hatte ich auch! Die enormen Luftdruckschwankungen wirken sich negativ auf das Fressverhalten unserer Zielfische aus. Kein Wunder, dass es so schlecht lief. Schaut euch mal den Luftdruckverlauf vom letzten Wochenende an! Sich ständig wechselnde Verhältnisse liegen den Fischen einfach nicht…
-PEACE-
Felix Kaczmarek
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