„Da glänzt in die schneeige Winternacht
Der Mond verklärend und kalt;
Es glitzert in funkelnder Silberpracht
Der Reif an den Bäumen im Wald.
O Welt, wie bist du so schön.“
Maurice Reinhold von Stern
Nun ist es doch noch richtig kalt geworden. Hatte man in letzter Zeit doch eher das Gefühl, dass man in einem endlosen Herbst steckt. Die Nachttemperaturen waren noch moderat und viele Gewässer immer noch von der lästigen Eisschicht frei. Komischerweise sah man trotzdem wenig Angler am Wasser. Auch ich trieb mich in letzter Zeit wenig an den Ufern herum. Einerseits weil an meinem Hausgewässer die Saison erst ab März beginnt, andererseits war die Luft auch schon etwas draußen. Abstand von dem Spektakel rund um unsere lieben Flossenträger tat mir gut. Die ruhige Zeit im Winter lässt einen wieder etwas in sich kehren.
Die Tage werden zwar länger, sind aber noch immer unangenehm kurz. Ich für meinen Teil, kann es meist kaum erwarten, bis sich wieder die wärmere Zeit des Jahres einstellt. Wenn Frost und Eis wüten, kostet es oft eine Extraportion Motivation um seine sieben Sachen zu packen und ans Wasser zu fahren.
Doch wer kennt es nicht. Das Kribbeln in den Fingern wird zu groß, die innere Unruhe ist kaum noch zu bändigen und die Gedanken kreisen nur um eines. Man muss wieder raus. Raus ans Wasser, raus aus der Stadt und raus aus dem Lärm. Energie tanken und abschalten. Die Erinnerungen wieder aufleben lassen. Schließlich kommt es einem wie eine halbe Ewigkeit vor als man das letzte Mal einen Fisch in seinen Händen hielt. Und so machte ich mich mit Andreas und David auf die Suche nach einem geeigneten Gewässer. Wäre es einige Tage zuvor noch problemlos möglich gewesen an kleinen Pools der Umgebung auf die Jagd zu gehen, war es jetzt ein Ding der Unmöglichkeit. Väterchen Frost machte uns einen Strich durch die Rechnung. Da half nur eines. Der VW Bus wurde bis an den Rand mit Tackle gefüllt, um eine Reise in den Süden Österreichs anzutreten.
Die Fahrt verging wie im Flug, denn die Vorfreude ließ uns das Rundherum vergessen. Am Wasser angekommen, marschierten wir eine Runde um den sympathischen Teich um einen Eindruck von den Gegebenheiten zu bekommen. Das Camp war rasch aufgebaut und die Ruten wurden mit kleinen ausbalancierten Ködern bestückt.
Es war kalt, nass und dunkel. Doch die bedrückende Stimmung tat unserer guten Laune keinen Abbruch. Im Schein der Ortskirche blickten wir über die klare Winternacht.
Eine innere Ruhe machte sich in mir bemerkbar. Ich war wieder in meinem Element. Der Schneeregen prasselte auf das Brolly und der Teekocher machte routiniert seine Arbeit. Wir waren überaus froh, diese Atmosphäre erleben zu können. Gedanken über ausbleibende Fänge machten wir uns nicht. Gerade im Winter ist man nie vor einem Blank gefeit und der soziale Aspekt stand zu hundert Prozent im Vordergrund. Wir scherzten, lachten und hatten eine gute Zeit. Selbst als das Brennmittel der Zeltheizung ausging, wurde die Stimmung nicht schlechter. Nichts konnte uns unsere schöne Zeit verderben. Auch nicht die dunklen kalten Winternächte. Dass David in der letzten Nacht auch noch einen Schneekarpfen überlisten konnte, war natürlich der krönende Abschluss.
Liebe Grüße, Johannes