Sieg und Niederlage

Wie nah der alles entscheidende Sieg an einer bitteren Niederlage grenzt, wird uns immer wieder beim Karpfenangeln bewusst. Und so ist es wenig verwunderlich, dass sich auch im Hause Successful Baits diese epische Schlacht zugetragen hat… aber mit welchem Ende?

Das ganze Angeljahr verlief für mich objektiv betrachtet wirklich gut. Viele Fische fanden den Weg in meinen Kescher und doch fühlte es sich nicht wirklich wie ein Sieg an. Meine und Franks Taktik, unser Engagement und unsere Ausdauer wurden oft belohnt und so fingen wir Fische bis deutlich über 50 Pfund – was für die meisten Angler schon eine Traumsaison bedeuten würde. Nur dieser eine Fisch, den wir so sehr begehrten, blieb uns verwehrt.

Der Sommer verging viel zu schnell und so kam es zu diesem gedankenschweren Abend und im wahrsten Sinne auch zu dem folgeschweren Morgen darauf.

Im Zuge der Entwicklungs- und Testphase des Red Hot Bullets und da wir offensichtlich mit der bisherigen Strategie nicht das Objekt der Begierde ansprachen, sollte ein Taktikwechsel her. Nach Feierabend, steckten Frank und ich die Köpfe beisammen. Irgendwo zwischen Trübsal und dem sanften Licht der letzten Hoffnung muss unser Brainstorming für den Aussenstehenden recht melancholisch gewirkt haben und so war es wenig verwunderlich, dass Jochen sich kopfschüttelnd und ohne den rechten Glauben an unseren Erfolg verabschiedete. Wie unrecht er doch haben sollte.

Ich hatte bereits drei Tage reichlich Red Hot Bullets am neuen Spot verteilt und war mir sehr sicher, dass dieser von den großen Fischen ohne grosses Misstrauen genommen wird. Nachdem ich den Jungs vertrauensvoll den Laden übergeben hatte, gab es für mich kein halten mehr und schon mittags war ich am Wasser. Was dann passierte lässt sich gar nicht so recht in Worte fassen. Die erste Aktion – der erste Fisch und sofort war mir klar, dass nur einer so viel Schub entwickeln konnte. Es wurde ein Ritt auf dem Drahtseil und der Ausgang war volle 30 Minuten alles andere als klar. Mehr als einmal sah es nicht gut für mich aus und umso sprachloser war ich, als ich den Fisch über das (in diesem Moment viel zu klein wirkende) 50″ Netz führen konnte.

Es war ein Moment, den man kaum wirklich in Worte fassen kann. Ich auf der einen Seite und dieser Gigant vor mir im Netz. Niemand ausser mir ist am Wasser und mit der verblassenden Geräuschkulisse, vergehen auch die zahlosen Stunden, die verzweifelt verloren gegangen waren, um sich final in diesem einem Moment völlig zu entladen. Ein Sieg, ein geräuschloser Triumph, der aus dem Niederlage entsprungen war.

20 Kg sind groß, 25 Kg sind unfassbar, aber 30 Kg lassen das Herz stillstehen und jeden Atemzug stocken.


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