November 2012: Zusammen mit Frank – Henrik Sekula verabschiede ich mich von Michael Köster. Wir waren 4 Tage bei ihm und haben die Zeit genutzt, um uns kennen zu lernen. Durch das Videoprojekt „Carpers! on Tape“ wurde Michael auf uns aufmerksam und lud Frank und mich zu sich an sein Hausgewässer ein. Aus dieser Zeit, die wie im Flug verging, ging ein großer Teil des Filmes „Herbstgold“ sowie mein Bericht „Jung trifft Alt“ hervor. Nun standen wir da und sagten zum Abschied:“ Das wiederholen wir nächstes Jahr auf jeden Fall!“
Gesagt, getan! Der Herbst stand vor der Tür und die Planungen liefen auf Hochtouren. Wir haben uns sehr schnell auf ein Gewässer bei Michael in der Nähe geeinigt und beschlossen, 5 Tage lang eine gesellige Session miteinander zu verbringen. Allerdings kommt es ja erstens anders und zweitens als man denkt. Eine Woche vor Angelbeginn rief Michael mich an und berichtete mir, dass an dem ausgewählten Gewässer eine Veranstaltung über mehrere Tage ist und wir uns etwas anderes einfallen lassen müssen. Zwei ganze Tage glühten die Telefondrähte zwischen Duisburg und Hamburg hin und her, bis wir im hohen Norden ein Gewässer gefunden hatten. Wir fanden ein sehr schönen See, der allerdings schwer zu befischen ist. Da Michael aber über ein gutes soziales Netzwerk verfügt, konnte er Momme Lenuweit quasi als Angelguide und vierte Person mobil machen. Momme wohnt ganz in der Nähe des Sees , kennt diesen gut und hatte ein paar Wochen vorher schon mit Michael zusammen gefischt. Das dieses Ausweichgewässer für Frank und mich ein goldener Griff werden würde wussten wir zu dieser Zeit noch nicht, dazu aber später…
Die Woche vor dem Fischen war kaum auszuhalten. Frank und ich freuten uns tierisch auf das Wiedersehen mit Michael und seiner einzigartigen humorvollen Seite. Außerdem waren wir gespannt, wie der Momme so drauf ist. Eines war uns klar: Der Spaß wird auch dieses Mal nicht zu kurz kommen! Dann war es soweit: Wir fuhren los in den hohen Norden. Als wir nach knapp 2 Stunden ankamen, begrüßte uns Michael im Angelladen, wo wir unsere Gastkarten kauften. 5 Minuten waren vergangen und schon schmerzte der Bauch vor Lachen, herrlich! So konnte es doch weitergehen…
Nach kurzer Überfahrt kamen wir dann auch endlich an dem See an, wo Momme uns schon erwartete. Nach kurzer Begrüßung im strömenden Regen gingen wir einmal um den 12 ha See rum und schauten nach geeigneten Plätzen. Wir entschieden uns, in 2 Zweierteams zu fischen, um viel Fläche des Sees abzudecken und somit die Fische schneller finden würden. Momme musste noch einmal für 2 Stunden arbeiten und verließ uns 3 erst einmal wieder. Michael hatte ein sehr strukturreichen Platz mit vielen Kanten und Frank und ich fanden eine Stelle, wo es in Ufernähe schnell runter bis auf 10m ging. Wir hatten somit viele Tiefenbereiche des Sees abgedeckt und erhofften uns so die Standpunkte der Karpfen schnell ausfindig machen zu können.
Leider ging bei dieser Session auch eine Menge schief: Michael bekam am ersten Abend eine SMS Von Mommes Freundin, dass er im Krankenhaus ist aufgrund eines Verkehrsunfalles. Somit war die Session für Momme beendet bevor sie begonnen hatte. Er brach sich 2 Rippen und sein Fuß war auch noch verletzt. Somit waren wir auf uns alleine gestellt an einen für uns völlig unbekannten See. Die ersten 2 Tage und Nächte sind schnell erzählt: Wir hatten keine Aktionen an den Ruten, nur mal ab und zu einen einzelnen Pieper. Der Wind wechselte ständig von Ost auf Süd und wieder zurück. Nach starkem Regen folgte strahlender Sonnenschein. Dieses unbeständige Wetter machte es uns nicht leichter, um an die Fische ran zu kommen. Nach der 2. Nacht beschlossen Frank und ich, zu Michael zu moven, um einfach mehr sozialen Kontakt zu ihm zu haben. Und wer weiß, vielleicht sollte ja doch noch was kommen?! Nachdem wir endlich fertig mit dem Moven waren und neu aufgebaut haben, fuhren wir mit dem Futterboot von Michael die Wasserfläche ab, um vermeintliche Hotspots zu finden. Wir stoßen auf eine Kante, die gemächlich von 80cm auf 2,80m abfiel. Erst 5 Meter weiter fiel die Kante weiter rapide ab. Genau auf dem 2,80m Plateau legte ich meine Montagen ab. Auch meine Futtertaktik änderte sich. Anders als die beiden Tage davor, wo ich weitflächig Boilies mit dem Eazi Stik um meinen Hakenköder geworfen habe, wollte ich jetzt schneller arbeitendes Futter und entschloss mich, mit dem Method Feeder auf eine Rute zu fischen. Wir machten ein Gaumenschmaus für die Karpfen fertig. Serviert wurde der Ready to Use Stickmix, Groundbait, verschiedene Pellets, halbierte Red Hot Bullet Boilies sowie Mais, Tigernüsse und ordentlich Goo Almond. Diesen Mix ließen wir gut ziehen und fischten ihn dann als Beifutter sowie am Method Feeder.
In der 3. Nacht kamen dann die ersten Fische an unsere Plätze, leider waren es nur Brassen, aber trotzdem machte sich Optimismus bei uns breit, dass da noch was geht! Wir sind nah dran, so unser Gedanke. Die Tiefen scheinen jetzt zu stimmen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Karpfen unsere Futterplätze auch finden werden; wenn sie es nicht schon getan haben.
Die Sachen hatte leider nur einen Haken: Zeit! Die hatten wir nämlich kaum noch! Ein Tag blieb uns, um doch den ersehnten Fisch in den Händen halten zu können. Und diese 24 Stunden hatten es noch einmal in sich:
Am frühen Abend bekamen wir unseren alltäglichen Besuch von einer Schwanfamilie und auch der Regen hörte auf. Während wir ein bisschen die Schwäne fütterten, kam die Sonne noch einmal raus und wärmte uns mit ihren warmen Strahlen. Außerdem wurde noch einmal der Teil des Sees mit Licht durchflutet, in dem wir fischten. Frank und ich hatten noch einmal die Idee, alle Ruten ganz nah nebeneinander in 2,80m Wassertiefe anzubieten und so nochmal einen großen Futterplatz anzulegen, der von den Karpfen hoffentlich schneller gefunden wird. Michael fischte seine Ruten ein Stück höher und tiefer als wir, so waren wir trotz großem Futterplatz doch noch variabel genug um die nicht gerade hungrig wirkenden Fische an den Haken zu bekommen. Wir hatten die ganze Zeit über den wichtigen Teamgedanken, keiner hatte einen Egotrip und somit taten wir alles, um als Team erfolgreich zu sein. Am Abend konnte ich noch einen wunderschönen Sonnenuntergang auf die Kamera bekommen und wir wurden Zeugen eines Naturschauspieles, welches wir so noch nicht gesehen haben: Hunderte, wenn nicht mehr als 1000 Raben waren um das Gewässer damit beschäftigt, Stare zu jagen. Es war Atemberaubend, so etwas mal live mitzubekommen. Das sind die Geschenke der Natur an uns, an denen wir uns erfreuen sollten und nicht ständig im Hinterkopf den Erfolgsdruck zu haben, unbedingt etwas fangen zu müssen! Wir öffneten eine Flasche Wein und genossen den Anblick von raubenden Tieren in der Luft bei einem unglaublichen Sonnenuntergang, besser geht es nicht! Nachdem es dunkel wurde, holte Michael sein I Pad aus dem Zelt und wir guckten uns in entspannter Atmosphäre das Fussball Länderspiel zwischen Deutschland und Schweden an. Uns fehlte es an nichts und eines kann ich immer wieder erwähnen: Es ist unglaublich, wie viel Spaß man mit Michael haben kann!
Die letzte Nacht brach an und wir verkrümelten uns gut gelaunt in unsere Zelte, um hoffentlich bald wieder von diesem Geräusch geweckt zu werden, welches wir alle lieben: Dauerton! Doch leider haben wir die Rechnung ohne Petrus gemacht, der uns nach sehr kurzer Zeit heftigen Regen auf das Zelt plätschern ließ. An Einschlafen war bei mir nicht zu denken, allerdings hörte der Regen nach einer Stunde auch wieder auf und meine Müdigkeit siegte. Ich weiß noch ganz genau: In meinem Traum hatte ich gerade eine Schleie gefangen und freute mich sehr über diesen Fisch, da hörte ich doch was im Hintergrund. Genau Herr Brase, herzlich Willkommen in der Realität, Ihre Funke meldet sich. Hoch,runter, hoch,runter und so weiter. Genauso war mein Brassenbiss eine Nacht vorher. Ein wenig genervt davon, wohl wieder die falsche Fischart an den Haken bekommen zu haben, zog ich meine Wathose an, um an die Rute zu gehen. Als ich mit den Füßen drin war, änderte sich auf einmal das Musikprogramm meiner Funkbox: PIIIIIIIIIEP, Vollrun! Wie von der Tarantel gestochen sprintete ich in Richtung Angel und sprang rekordverdächtig weit ins Wasser rein, um so schnell wie möglich den Kontakt zum Fisch aufnehmen zu können. Als dies geschehen war, waren alle Restzweifel beseitigt: Das ist ein Karpfen! Mit ordentlich Dampf zog er die Kante runter und ich musste ordentlich pumpen, um so langsam wieder Chef im Ring zu werden. Die ganze Zeit hatte ich nur diesen einen Gedanken im Kopf: Bloß nicht ausschlitzen. Schlussendlich ging alles gut und mit einem lauten Schrei von mir begleitet glitt der Karpfen in den Kescher. Die Freude war riesengroß bei uns dreien. Es sollte doch noch alles ein gutes Ende nehmen.
Noch ein paar Worte wegen meiner Andeutung am Anfang des Berichtes wegen goldener Griff für Frank und mich: Das wir gut mit Michael Köster, den Starkoch und Comedian in einer Person klarkommen, war uns ja schon seit letztem Jahr klar. Micha, du bist ein Hammer Typ und ich freue mich wirklich, dich zu kennen. Du hast mir durch deine Art beim fischen beigebracht, die Sachen entspannter und mit viel Witz zu sehen. Dir habe ich einiges zu verdanken, Danke mein Freund! 🙂
Und nun zu Momme: Erstmal tut es mir persönlich total leid für dich, dass du nicht mit fischen konntest! Aber was du nach deinem Unfall abgezogen hast ist für mich der absolute Hammer! Momme ist jeden Tag zu uns an den Platz gekommen, um zumindest für ein paar Minuten täglich dabei zu sein trotz gebrochenen Rippen und kaputten Fuß! Dir gebührt mein allerhöchster Respekt Meister. Somit konnten wir doch noch ein paar schöne Stunden zu viert am Wasser verbringen und uns kennen lernen. Auch zu Momme ist zu sagen, dass er ein ganz sympathischer Typ ist, mit den Frank und ich uns auf Anhieb sehr gut verstanden haben. Alle 4 waren auf einer Wellenlänge und dadurch war der Trip doch ein voller Erfolg, nicht nur wegen dem Fisch!
Werde schnell wieder gesund Momme, wir haben noch einiges vor!
Das war nicht die letzte Version „Jung trifft Alt“, das steht fest!
Bis dahin Cheers
Jan Brase