Ich zähle die Fische an der Oberfläche. Eins, zwei, drei, vier Überall sehe ich sie, sie sind erwacht. Manche von ihnen haben pelzige Haut, weiße Stellen, sie sehen mager aus. Der Winter war hart, lang und gefühlt hatte er kein Ende. Die Fische haben ihn nicht unbeschadet überstanden, den Rückschluss muss ich ziehen. Und mein Zielfisch? Ich kann ihn nicht sehen, ich sehe halbstarke, 10 und 12 Kilo schwere Tiere. Nur ein Fisch ragt heraus. Er könnte etwas größer sein als die anderen. Ganz hell gefleckt, ich sehe wie der Fisch in einem schlechten Zustand ist. Mager und in seiner ganzen Schönheit hat er eingebüßt. Der Winter war zu hart für dieses Gewässer, oder war es der kürzlich eingebrachte Besatz? Manche dieser Fische waren voll mit Egeln. Ich bin ratlos. Bei meinem Gang um den See entdecke ich einen toten Fisch. Er ist dem Winter zum Opfer gefallen. Grausam, denn viele Fische gibt es hier ohnehin nicht. Jeder tote Fisch ist ein echter Verlust. So wundert es mich eigentlich kaum, dass die ersten Shortsessions an diesem See keinen Erfolg bringen. Wenn ich mit meiner Gesundheit zu kämpfen habe, schwach und angeschlagen bin, fällt auch mir das Essen schwer. Zeit heilt wunden, würde man sagen, doch in Anbetracht der Tatsache, dass es vielleicht noch 4-6 Wochen bis zur Laichzeit sind, wird mein Zeitfenster und das der Fische immer knapper. Die Fische müssten jetzt eigentlich mit dem fressen beginnen, solange bis sie kurz vorm Platzen sind. Ihr Gewicht und ihr zustand muss sich bis zur Laichzeit auf 110% pushen. Grausam ist der Blick Richtung Oberfläche, erwartet man eigentlich eine gesunde hungrige Mannschaft mit einer Königin rund und prall gefüllt. Vielleicht bin ich aber auch noch 2 Wochen zu früh dran und das Leben erwacht erst gerade. Im Frühjahr ist man schnell der Meinung, dass es Unterwasser so schnell geht wie bei uns an der Luft. Leider falsch… Mancher Orts und gerade an den tieferen Seen ist da unten noch tiefster Winter – nicht wahr?