Jeder Anfang ist Schwer – Part II

Ich schrecke hoch, es ist mitten in der Nacht, taghell und ein komisches dumpfes wummern reisst mich aus dem Schlaf. Wo kommt das Licht her? Was ist hier los? Ich reisse den Schlafsack auf und schaue zu meinen Ruten. Grelles Licht blendet mich. In Richtung Wasser erkenne eine Wand aus Stahl, die sich langsam vorbeischiebt.

Ein gewohntes Bild, aber was mich da Nachts überraschte war davon weit entfernt...

Mit offenem Mund und einem flauen Gefühl im Magen realisiere ich kaum was gerade passiert, bis mich alle 3 Bissanzeiger aus dem Trancezustand erwecken. Ein riesen Kahn, mit voller Flutscheinwerferbeleuchtung ist gerade um 4 Uhr Nachts mitten über meinen Platz gerollt. Sowas habe ich hier noch nicht gesehen, kenne ich doch die normalen Binnenschiffe, welche Kies, Torf oder auch Tierfutter transportieren, aber ein Containerschiff… Das ist zu viel! Ich schaue noch bestimmt 5 Minuten dem leuchtenen Stahlkoloss hinterher, bis ich mich aufmache meine Montagen einzusammeln.

Steine, Steine und noch mehr Steine

Ein paar Tage habe ich nun schon am Fluss verbracht und einige Erfahrungen machen können. Hochwasser im Hafen, extreme Ströhmung bei ablaufendem Wasser mitten auf der geraden Strecke und natürlich Schiffe, Schlamm und Steine. Bei vollem Wasserstand hat der Fluss wirklich schöne Ecken aber bei Niedrigwasser sieht alles gleich aus, Steine ,Steine und noch mehr Steine. Es macht einen verrückt.

Hochwasser im Hafen

Ich habe schon einige Kilometer mit dem Auto und zu Fuss zurückgelegt, immer auf der Suche nach Stellen, welche die monotone, gerade Flusslandschaft unterbrechen und vielleicht Hotspots darstellen. Diese gilt es dann genau uner die Lupe zu nehmen und dort zu fischen.
Ob das der richtige Weg ist? Ich weiss es nicht, ich habe keinerlei Erfahrungen was die Flussangelei angeht, ich kann nur versuchen mich durch Logik und Instinkt leiten zu lassen. Ich komme mir vor wie jemand, der etwas was er perfekt beherrschte, ganz neu erlernen muss. Die Montagen plaziere ich immer gestaffelt, ich denke, das sich zwischen den Steinen das meiste Fressbare sammelt, da muss was gehen. Der Übergang von den Steinen zu dem normalen Flussgrund, ein wechsel des Bodenprofils, auch hier lege ich eine Rute ab. Danach noch die Kante, welche abfällt zur direkten Fahrrinne, ein Versuch ist es wert. Dann kommt schon der nächste Punkt, das Futter. Weit oberhalb des Flusses ist eine Schleuse und dahinter teilt sich der Fluss in einen ruhigen Kanal. Dort wurde bisher noch nie auf einen Fischmehlboilie etwas gefangen, auf 40 Kilometer Flussstrecke berichten alle vom selben Phänomen. Ist es hier unten vielleicht genauso? Ich entscheide mich für 2 Boiliesorten, den Scoberry und den Krill BP, versuch macht Klug. Die Rute in den Steinen fische ich ganz altmodisch mit Hartmais, günstig in der Masse aber immer noch ein Fischmagnet, dazu bleibt er gut zwischen den Steinen liegen. Auf alle Ruten füttere ich große Halibut- und kleine Maispellets dazu. So teste ich Stelle für Stelle, in der Hoffnung auf dem richtigen Weg zu sein.

Hotspot?

Bis heute war das Ergebniss sehr überschaubar, eine Brasse auf Mais, mitten in der Nacht bei Niedrigwasser. Es ist ein Genuss schlaftrunken über 6 Meter rutschige Steine zu klettern um zum Wasser zu kommen und dann einen Schleimer abzuhaken. Aber ich muss gestehen, ich habe mich sogar noch über den Fisch gefreut, es war ein Lebenszeichen.

Inzwischen habe ich den Fluss seit 3 Wochen links liegen gelassen, aufgrund des geplanten Hausbaues fehlte mir die Zeit, so das ich ein paar kurze Nächte unter der Woche an einem See verbrachte. Aber aufgeben? Nein, das kommt für mich noch nicht in Frage.

Werde ich den Fluss irgendwann verstehen?

Trotz der Zweifel und auch wenn es hart ist, die Fangmeldungen an den Teichen mitzuverfolgen und selber blank zu sitzen, ich weiss es wird belohnt, ich muss nur drannbleiben, dann werde ich den Fluss irgendwann verstehen.
Bis dann und euch viel Erfolg

Tammo Schiller

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