Wir haben den 23. Februar 2012 und der Blick auf das Thermometer im Amaturenbrett lässt mir ein Lächeln über das Gesicht gleiten, draußen sind es 12 Grad. Erste Frühlingsgefühle kommen in mir auf, als ich den Wagen auf dem überfüllten Parkplatz des Arbeitsamtes abstelle und mir die Sonne ins Gesicht scheint. Ob ich einen neuen Job suche? Nein, ich suche etwas anderes. Ich steige aus und laufe ein paar Schritte, es ist laut und dreckig hier, ein modriger Geruch durchströhmt meine Nase. Ich betrete eine kleine Rasenfläche und schaue hinab in die braunen Fluten.
Mitten in der Stadt treffe ich auf Gegensätze wie sie größer nicht sein könnten, auf der einen Seite die Industrie mit ihren gewaltigen Bauten, die Kneipen und die vielen Menschen, auf der anderen Seite dieser Fluss, ein Stück Natur eingebettet inmitten dieser dreckigen kalten Kulisse. Es gibt keine Informationen über dieses Gewässer, keine bekannten Fische und hier jemanden anzutreffen, der die gleiche Leidenschaft teilt wie ich, wäre wie ein 6er im Lotto. Seit Jahren schon reizt es mich hier einmal einen Fisch zu fangen, einen der jungfräulichen Flussbullen die sich geschickt in die Ströhmung stellen und nur aus Muskeln bestehen. Dieses Jahr werde ich es versuchen.
Was mich bisher abgehalten ab? Angst? Oder Respekt? Der fehlende Mut einen neuen Weg zu gehen? Ich glaube von jedem etwas. Waren doch bisher die Teiche in meiner Umgebung meine favourisierten Gewässer, die Ruhe und die Stille in der Natur waren meine Begleiter und nun soll ich mich hier niederlassen? Auf der einen Seite freue ich mich, hier ist Pioniergeist gefragt, hier habe ich alles für mich alleine, aber trotzdem habe ich Angst mich hier festzubeissen.
Ich laufe ein Stück an der Spuntwand entlang und blicke in den alten Hafen. Hier ist der einzige Bereich in dem die Fische gerade in der Winterzeit etwas Ruhe bekommen, kein Schiffsverkehr, keine Sröhmung, aber immer genügend Wasser über dem Kopf. Ich greife in eine Tüte und werfe ein paar zerteilte Boilies ins Wasser. Ich hocke mich an die Spuntwand und beobachte das Wasser, noch immer plagen mich Zweifel ob ich hier richtig bin. In 24 Stunden habe ich Wochenende, dann werde ich es vielleicht wissen, dann werde ich das erste mal hier meine Fallen auslegen.
Ich stehe auf und gehe den Weg zurück zu meinem Auto, schaue noch einmal auf das Wasser bevor ich einsteige und denke an einen Satz der einem immer wieder im Leben begegnet: Jeder Anfang ist schwer!
Ich werde hier in Zukunft darüber berichten wie es mir an diesem Fluss ergehen wird. Ob es ein Happy End wird oder nicht, weiß ich nicht aber genau das macht den Reiz daran aus, lasst euch überraschen, ich tue es auch.
Lieben Gruß Tammo