Alle Jahre wieder

Der November gehört für mich zu den besten Zeiten um auf Karpfen zu angeln – vorausgesetzt man hat sich für das richtige Gewässer entschieden. Da sich flache Seen mit den fallenden Temperaturen zu schnell abkühlen, suche ich mir jedes Jahr um diese Zeit einen möglichst tiefen See. Ein solcher hält die Temperatur deutlich länger und lässt sich meistens bis in den Winter erfolgreich beangeln. In diesem November machte ich es wieder so und befischte zwei verschiedene und für mich völlig neue Baggerseen.

Im späten Herbst sind tiefe Seen die richtige Wahl.

Anfang des Monats ging es für ein Wochenende mit ein paar Freunden an den kleineren von beiden Seen. Weil durch die recht weite Anreise leider kein Vorfüttern möglich war, setzte ich zum Start auf attraktives Futter. Mit einer Mischung aus Mais, Tigernüssen und Boilies wollte ich den Platz aktivieren und möglichst viel Aufmerksamkeit auf ihn ziehen. Obwohl der See recht viele Strukturen in Form von Plateaus aufweist, beangelte ich einen monotonen Bereich mit gleichbleibender Tiefe. Dieser Platz bot zwar keine Besonderheiten, war allerdings strategisch sehr gut gelegen. Ich war mir sicher, dass dort regelmäßig Fische entlangziehen. Um die Chancen zu erhöhen, dass vorbeiziehende Fische auf mein Futter aufmerksam werden, fütterte ich großflächig mit einer relativ großen Menge. Unter anderen Umständen wäre das riskant gewesen, aber aufgrund der perfekten Wetterbedingungen an diesem Wochenende vertraute ich auf die Wirkung des Futters.

Die erste Nacht am neuen See.

Obwohl ich sehr zuversichtlich war, kam der erste Biss deutlich schneller als erwartet. Ich hatte kaum beide Ruten liegen und war wieder im Zelt, als der erste Fisch ablief. Ein kleiner aber hübscher Spiegler war das Ergebnis. Ein super Start am neuen See! Die Rute wurde schnell wieder abgelegt und etwas nachgefüttert. Wieder dauerte es keine halbe Stunde bis diese Rute erneut ablief. Sofort spürte ich, dass dieser Fisch etwas größer sein musste. Keine hektische Flucht, sondern konstanter Druck. Vor allem kurz vor dem Kescher legte er ein paar langsame aber sehr kraftvolle Fluchten hin, die ich kaum halten konnte. Bei seiner Körperform, welche ich nachher zum Glück an Land sehen durfte, kein Wunder!

Der Anfang war gemacht
Nummer zwei war ein echter Kämpfer
Behind the scenes
Ein super Start in den November!

Nach zwei Fischen in so kurzer Zeit mit einer derartigen Futtermenge war ich sehr optimistisch für die restlichen Tage und rechnete mit mehr Aktion. Komischerweise tat sich rein gar nichts mehr. Warum, weiß ich bis heute nicht. Ganz ohne Fisch verlief das restliche Wochenende aber zum Glück nicht, denn mein Kumpel Pascal fing weiterhin und landete kurz vor der Heimreise den größten Fisch der Session.

Pascal hatte weiterhin Aktion
Der größte Fisch an diesem Wochenende

Für den restlichen November ging ich an einen See, an dem ich drei Wochen vorher zum ersten Mal war. Da ich vor diesem Ansitz leider keine Zeit hatte mir dieses unüberschaubare Gewässer genauer anzusehen, war ich noch ziemlich planlos und ging leer aus. Dennoch konnte ich ich die Zeit gut nutzen um mir einen Überblick über den See zu verschaffen und fand zwei interessante Stellen für die Zukunft. Die für mich interessantere von beiden war ein Plateau mitten im See, welches an der flachsten Stelle sieben und drumherum etwa zehn Meter tief ist. Die zweite Stelle war ein Bereich der Uferkante, der im Vergleich zum restlichen See sehr krautfrei war und deutlich härteren Boden vorwies. Ein Zeichen, dass dort möglicherweise Fische gefressen haben. Hier musste eine Rute hin!

Den restlichen November verbrachte ich an einem anderen See

Die Nacht über passierte nichts, aber im ersten Licht wurde ich von einem langsamen Run geweckt. Im ersten Moment dachte ich an die Plateau-Rute, denn in ihr hatte ich deutlich mehr Vertrauen. Umso überraschter war ich, als mir auffiel, dass es sich um die ufernahe Rute handelte. Als ich sie aufnahm spürte ich sofort starke Gegenwehr, bevor sich der Fisch dann aber schnell in einem der umliegenden Krautfelder festsetzte. Mit konstantem Druck konnte ich ihn aber zum Glück langsam lösen – oder besser gesagt das ganze Krautfeld! Stück für Stück konnte ich wieder Schnur gewinnen, auch wenn ich mir noch nicht mal mehr sicher war ob überhaupt noch ein Fisch am anderen Ende hing. Kurz vorm Kescher kam allerdings die Erleichterung, denn zwischen dem dichten Kraut konnte ich ein paar Schuppen erkennen. Schnell drückte ich den Kescher unter diesen großen Haufen Kraut und konnte einen ordentlichen Schuppi landen. Der Anfang war gemacht!

Beim zweiten Versuch hat es endlich geklappt
Langsam wurden die Nächte richtig frisch

Motiviert von dem Erfolg ging es kurze Zeit später wieder raus. Die Ruten kamen an die selben Spots wie beim vorherigen Mal. Auch wenn das Plateau keine Aktion brachte, hatte ich immer noch großes Vertrauen in diesen Platz. Das Futter passte ich allerdings etwas an. Nachdem ich beim vorherigen Mal mit meinem Partikelmix Probleme mit Rotaugen hatte, benutze ich von nun an nur noch Boilies. Um weiterhin eine schnelle Lockwirkung zu Beginn der Session zu haben, setzte ich auf unseren süßen und gut wasserlöslichen Scoberry, welchen ich mit dem passenden Liquid noch etwas verfeinerte.

Unser Scoberry macht schnell auf sich aufmerksam
Mit Liquid lassen sich Boilies einfach verfeinern
Präsentiert wurden die Scoberrys an einfachen Rigs

Wieder verlief die Nacht ruhig und in den frühen Morgenstunden wurde ich von ein paar einzelnen Piepern geweckt. Da ich die Bremsen dieses Mal ziemlich geschlossen hatte, war das für mich aber direkt ein klares Zeichen für einen Biss. Sofort stürmte ich aus dem Zelt und sah, wie sich die Rute bereits im Halbkreis nach links durchbog. Direkt nahm ich den Kontakt auf und es begann ein ziemlich heftiger Drill. Dieses Mal gelang es mir zum Glück ihn vom Kraut fernzuhalten und drillte ihn völlig frei. Lediglich in der Endphase wurde es für einen Moment brenzlich, denn der Fisch steuerte immer wieder mit starken Fluchten in Richtung eines umgestürzten Baums rechts von mir. Mit etwas Druck konnte ich ihn zum Glück davon fernhalten und letztendlich sicher keschern. Die Freude war riesig – vor allem nachdem meine Kopflampe verriet, dass es sich um einen großen Spiegler handelte. Genau auf so einen hatte ich es an diesem See nämlich abgesehen. Was jetzt noch kam war Bonus!

Genau so einen wollte ich!

Während ich die Kamera für den Spiegler vorbereitete, bekam ich einen Fallbiss. Im ersten Moment dachte ich an die Blässhühner, welche kurz vorher noch auf meinem Spot tauchten. Ich schaute aufs Wasser, aber sah weit und breit keins mehr. Als mir klar wurde, dass es sich nur um einen Fisch handeln kann, schoss der Hänger wieder nach oben und die Rute bog sich nach links durch – eindeutig Karpfen! Nach einem relativ entspannten Drill landete ich einen makellosen Schuppi.

Ein makelloser, grauer Schuppi

Da ich im Gespräch mit anderen Anglern erfuhr, dass die heiße Zeit an diesem See in der Nacht und den frühen Morgenstunden liegt, rechnete ich über Tag nicht mehr mit einem Biss. Aber man weiß ja nie! Lust einzupacken hatte ich sowieso noch nicht und da das Wetter super war, blieb ich noch eine Weile. Als ich dann gegen 15 Uhr anfing den Trolley zu beladen, bog sich die linke Rute tatsächlich zum dritten Mal durch und ich konnte zum Abschluss einen urigen, alten Spiegler fangen. Das nenne ich mal Bonus!

Obwohl die Beisszeit vorbei war, blieb ich noch ein paar Stunden
Der perfekte Abschluss
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