Three Peat ist ein Begriff, der vor allem im Sport z.B. im Basketball verwendet wird, um drei aufeinanderfolgende gewonnene Meisterschaften zu betiteln. Die bekanntesten Three Peat Champions waren die Chicago Bulls, welchen es gelang, die NBA Meisterschaften in den 90er Jahren drei Mal hintereinander zu gewinnen und das sogar 2 Mal. Three Peat bedeutet im übertragenen Sinne 3 Wiederholungen, 3 aufeinanderfolgende wichtige Siege! Auch wenn es übertrieben wirkt und ich persönlich den Fang eines Fisches nicht als Sieg bewerte und auch der Begriff Niederlage bei einem Blank etwas überzogen klingt, so übernehme ich jetzt doch einmal diese Begrifflichkeiten, denn sowohl beim Leistungssport als auch beim Angeln gibt es einige Parallelen, die über Sieg und Niederlage entscheiden können! Neben Talent, Zeit, Training und Ehrgeiz sind es vor allem Durchhaltevermögen und Selbstmotivation, die entscheidend dazu beitragen können, den erwünschten Sieg einzufahren und ich denke, jeder kennt die Zeiten, in welchen es wirklich verdammt schwierig ist, sich durchzubeißen und seine Motivation aufrecht zu erhalten. Das Jahr 2017 war für mich genau so ein Moment! Von Anfang an lief es wirklich schlecht, ich konnte machen was ich wollte, ich kam nicht zum erwünschten Erfolg und immer wieder versuchte ich mich selber zu Motivieren und nicht an mir zu zweifeln. Wenn ich heute zurückblicke auf das letzte Jahr, muss ich sagen, das es genau 3 Fische waren, 3 dicke Wunschfische, welche mir mein Grundvertrauen an mich selbst erhalten haben, 3 so wichtige „Siege“, die mir die Motivation gegeben haben, nicht zu verzweifeln und die mir gezeigt haben, das sich Durchhaltevermögen lohnt.
Part one
Ich lasse meinen Blick von der Liege über die blühende Wiese schweifen, alles ist inzwischen in ein leichtes Grün getaucht, die Bäume bekommen ihre Kleider zurück und hier und da wird alles von grell strahlenden Blüten überzogen. Definitiv ist dies die Jahreszeit, die ich am meisten Liebe und in der ich sonst immer sehr erfolgreich bin. Der Mai ist bald da! Bisher konnte ich meine Pläne nicht wirklich erfolgreich umsetzen, eine Niederlage jagt die Nächste und ich habe den schlechtesten Jahresstart hingelegt, an den ich mich bewusst erinnern kann. Mir geht es nicht nur um große Fische, ich muss hier eh regional denken und da ist das, was wir groß betiteln, woanders eher ein Gummer.
Mir geht es um das kontinuierliche Fangen der Fische und das bleibt untertrieben gerade völlig aus. Ich habe bereits etliche Stunden am Wasser verbracht, bin schon früh im März angefangen und während um mich herum gefühlt jeder fängt, habe ich erst 2 Fische für das Jahr auf der Habenseite. Vollkommen demotiviert blicke ich auf die Uhr, welche mir signalisiert, dass es Zeit wird einzupacken und den Heimweg anzutreten. Wieder nichts gefangen, wieder eine weitere Nacht ohne Fisch! Auf meinem Handydisplay erblicke ich einige Fangmeldungen mit Fotos in den Whattsapp Gruppen und obwohl ich vollkommen Neidfrei bin, das ist einfach Salz in meiner Wunde! Die verbleibenden Apriltage verbringe ich an verschiedenen Gewässern, meistens nur ein paar Stunden, in denen ich die Fische im flachen Wasser suche und mit meinen naked Chods jage. Ich kann zwar 2 schöne Fische beim Stalken überlisten, aber mir fehlt die gewisse Leichtigkeit, dieser besondere Erfolgsmoment, der den Knoten platzen lässt. Mir fehlt diese innere Zufriedenheit! Ich beschließe für das kommende Wochenende nicht fischen zu gehen, eine kurze Pause einzulegen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Inzwischen zweifel ich an allem was ich tue, eine gefährliche Situation.
2 Wochen später lodert wieder eine kleine Flamme in mir, die zu einem Feuer erweckt werden will und so langsam spüre ich die Gier nach einem großen Fisch, einem Vertrauensschub, den ich dringend benötige. Jetzt, kurz vor der Laichzeit, ist ein guter Moment, um die Fische mit ihrem Höchstgewicht anzutreffen und die Wassertemperaturen lassen schon etwas Futter zu. Ich setze alles auf eine Karte und beschließe ein Gewässer anzufahren, welches zwar diese Fische beinhaltet, bei dem aber der Gesamtbestand sehr überschaubar ist. Eigentlich sammel ich immer erst Motivation an anderen Gewässern, bevor ich es mir zur Aufgabe mache, die Nadel im Heuhaufen zu suchen, aber was habe ich schon zu verlieren? Ein leichtes kribbeln macht sich bemerkbar und es wird Zeit die alten Arbeitstiere mit der geflochtenen SubBraid zu entstauben, denn genau die brauche ich jetzt, für das, was ich im Hinterkopf habe. Der See liegt einige Kilometer entfernt, hat nur wenige Fische und um an Diese heranzukommen, muss ich auf knapp 300 Metern direkt vor Holz fischen. Direkt davor bedeutet in diesem Fall auch wirklich direkt davor und das sind ca. 50cm. Danach kommt eine steile Kante, die bis auf 6 Meter abfällt und keinen Erfolg bringt. Hat ein Fisch gebissen, so habe ich keinen Spielraum und muss mit geschlossener Bremse rückwärts laufen, um den Fisch daran zu hindern, in das Holz zu schwimmen.
Für das verwendete Equipment bedeutet das höchste Beanspruchung und jeder Fehler endet in einem Verlust. Für mich bedeutet das, dicke geflochtene Schnur, dazu 0,60er Schlagschnur und richtig fette Bleie am Lead Clip. Für Spielkram im englischen Stil wird man hier böse bestraft, das musste ich in der Vergangenheit schnell lernen. Für diese extreme „hook und hold“ Situation kommt nur ein Haken in Frage, der Korda Kurv Shank XX, dieser Haken lässt sich dazu perfekt mit einer Feile nachschärfen und wird ohne Tüdelkram ans 50lbs Armakord gebunden. Einen kleinen Kicker über das Öhr und am Haar ein 16mm Nasty Shrimp Wafter, der über dem Haken schwebt und diesen etwas verdeckt. Ich habe die letzten 3 Tage Futter eingebracht, nur wenige 14 und 18mm Boilies, ebenfalls die Nastys und zum Teil mit dem Cutter halbiert, damit diese nicht die Kante runter rollen. Dazu immer ein, zwei Hände Red Ring Pellets, die sind so herrlich ölig und arbeiten ab einer Wassertemperatur von 10 Grad einfach perfekt. Die Fische lieben diese Pellets! Die Ruten habe ich per Fernglas mit dem Futterboot gelegt und die Delkims stehen auf höchste Sensibilität, die großen schwarzen Hänger kleben fast unter dem Rutenblank, so ist die Schnur gespannt und die Liege steht nur wenige Zentimeter neben dem Set Up. Der erste Abend bricht an und ich fühle mich gut, bin zufrieden mit den Vorbereitungen und der ganzen Situation, welche gerade herrscht. Ich greife gerade zu einem kühlen Alster, als ein einzelner Piepton ertönt. Ich blicke auf den Hänger und knie mich direkt neben die Ruten. Wieder piept es und der Hänger sinkt ganz langsam in Richtung Boden. Während meine Hände zu der Rute greifen, sackt die Schnur komplett durch, Fallbiss, weg vom Holz, sehr geil! Ich kann einen schönen Schuppi in die Maschen des Keschers ziehen und auch wenn dieser nicht zu den großen Seebewohnern gehört, er stimmt mich zufrieden und zeigt mir, das die Fische da sind, wo ich sie vermutet habe.
Es vergehen nach diesem Fisch 36 Stunden ohne eine Aktion und ich habe mich schon fast damit abgefunden, das es bei dem Schuppi bleiben wird, doch am 2. Morgen ist es endlich so weit, 3 einzelne Pieper ertönen und die Rutenspitze wackelt! Ich greife die Rute und gehe Rückwärts, der Blank biegt sich durch bis in das Handteil und ich spüre jeden Flossenschlag des Fisches, trotz der großen Entfernung. Meine Knie zittern und das Adrenalin schießt durch meine Adern, der Fisch will mit aller Kraft in das Holz und als ich merke das Schnur und Rute am Limit angekommen sind, einfach keinerlei Dehnung mehr vorhanden ist, spüre ich den erlösenden Schnurgewinn. Ich bekomme den Fisch gedreht und kann diesen einige Meter vom Holz wegzerren. Der Bursche steckt voller Wut und denkt nicht daran sich geschlagen zu geben, kurz vor dem eigenen Ufer dreht er immer wieder seine Bahnen, reißt mir immer wieder Schnur von der Rolle, bis ihn endlich die Maschen des Keschers sicher umschlingen. Ich sacke innerlich zusammen, die Anspannung schwindet und während sich der Fisch im Kescher erholen darf, greife ich erstmal zur Kippe! Puh, das war ne knappe Kiste, die Schlagschnur ist angeraut, hat tatsächlich das Holz berührt, aber durchgehalten. Nur kurze Zeit später kann ich einen richtig tollen, alten Spiegler in der Morgensonne ablichten und genau in diesem Moment, das schwierige Frühjahr hinter mir lassen. Ich genieße den Moment einfach nur! Ein besonderer Fisch, zumindest noch in unserer Region, es kann so geil sein!
An diesem Morgen kann mir niemand mein Grinsen nehmen, ich fahre mit heruntergelassenen Fenstern über die Autobahn, aus den Boxen dröhn Cro mit „Jackpot Babeeee“ und ich freue mich auf die bevorstehende Zeit. In ein paar Tagen soll es in den Süden gehen, einfach die Seele baumeln lassen, tolles Essen genießen, neue Gewässer entdecken und hoffentlich ein paar schöne Fische fangen! Ich bin wieder hochmotiviert, habe einen Sieg eingefahren, der Vertrauen schenkt! Auf in Richtung Sommer…
Tammo Schiller