Voller Vorfreude und die Wochen und Tage zählend, bis es endlich losging, bereitete ich mein Tackle vor. Sollte doch am See angekommen alles startklar sein und ich mich so voll und ganz auf die dortige Angelei konzentrieren können. Videos wurden im Vorfeld studiert, Berichte detailliert gelesen und Erfahrungen mit Anglern, die dort bereits gefischt, gefangen, aber auch geblankt hatten, ausgetauscht. Ich wollte dort einen Fisch fangen; das war das Ziel. Wie sich im Nachhinein herausstellte, für die dortigen Verhältnisse und die Gegebenheiten, durchaus ambitioniert.
Samstag früh am Morgen machte ich mich mit meinem Freund Michl auf die Reise nach Frankreich. Die Fahrt verlief unproblematisch und sehr entspannt. Nach Ankunft am See und einem ersten Rundgang mit dem Bailiff Buzz wurde ich gleich einmal auf eine harte Probe gestellt, denn der See hatte einen sehr hohen Wasserstand, sodass einige Swims, für die der Gigantica bekannt ist, nicht wie gewohnt befischt werden konnten. Auch war die Wassertemperatur alles andere als hoch. Mit nur 5,2 Grad war unter Wasser noch mehr Winter, als mir lieb war. Schon beim Rundgang waren wir uns beide einig, dass man sich für die Seite am Nordufer, Scottie´s Corner und Big Southerly, entscheiden würde, sollte das Losglück einem hold sein. Warmer Südwind und die strahlende Sonne waren Indikatoren dafür, dass dort Fische hineinziehen würden. Es ist ja auch Frühjahr und dieser Bereich mitunter flach. Soweit die graue Theorie. Andere Swims wie Co´s Point oder Alcatraz machten für uns zu diesem Zeitpunkt im Jahr noch keinen Sinn. Glücklicherweise durfte ich als Zweiter einen Platz aussuchen und so fiel meine Wahl auf die vorher erwähnte Ecke. Ein unscheinbarer Swim, der von den meisten Anglern ignoriert wird. Auch Michl hatte in diesem Sinne noch Glück, denn Big Southerly war ebenfalls noch unbesetzt. So stand dem „social fishing“ nichts mehr im Weg und wir konnten in Ruhe angeln. Meine Hoffnungen wurden gleich am Nachmittag bestätigt, als ich einen durchaus großen Spiegler in unmittelbarer Ufernähe ausmachen konnte. Leider war der Fisch wieder so schnell weg, wie er erschienen ist.
Ich befischte das angrenzende flache Ufer auf rund 3 Meter Tiefe und die Zone um den Baum bei Co´s Point. Die dritte Rute wurde in regelmäßigen Abständen mit einem Chod Rig und einem auffälligen Pop Up umgelegt, um vielleicht einen Fisch abzupassen. Baits wurden nur spärlich eingebracht, war doch das Wasser noch sehr kalt und die Fische noch nicht allzu aktiv. Da ich aber auf größtmögliche Attraktivität und Auffälligkeit setzen wollte, stellte ich mir folgende Futtermischung zusammen: Aktivator Pellets, gesoakt mit VNX+ Bait Aktivator, Mais- und Hanfmix und gecrushte Scoberrys, Nasty Shrimps und mein Eigenmix in verschiedenen Größen sollten es richten. Ich wollte mit der sogenannten Buffet-Taktik möglichst viele Fische ansprechen und anders vorgehen als die übrigen Angler am See.
Gleich am Sonntagabend meldete sich auch mein Carpsounder und ich konnte nach kurzem Drill meinen ersten „kleinen Giganten“ fangen. Ein schön beschuppter Spiegler aus dem Stock Pond inhalierte einen weißen Scoberry Pop Up am Hinged Stiff Rig. Auch wenn es kein Riese war, für die ich eigentlich die Reise auf mich genommen habe, war mein Soll erfüllt und der Rest Zugabe. Der Anfang war gemacht und dieser Fang ließ mich auf mehr hoffen. Ich fühlte mich in der Platzwahl bestätigt und begann am folgenden Nachmittag etwas mehr mit der Spomb zu füttern. Leider verschlechterte sich das Wetter, es wurde sehr regnerisch und etwas kälter.
Aus Gesprächen mit Buzz und den anderen englischen Anglern erfuhren wir, dass die bisher gefangenen Fische auf Zig Rigs eingestiegen sind. Michl und ich änderten von daher unsere Vorgehensweise, wollten wir doch nichts unversucht lassen, und knüpften ebenfalls Zigs von 14 bis 20 Fuß Länge, sodass alle Bereiche im Freiwasser abgedeckt wurden. Um uns der Fangzone zu nähern, movten wir tagsüber auf The Stink und fischten von dort alle Zonen ab. Leider blieben unsere Mühen vergebens und wir konnten keinen Fisch auf Zigs überlisten.
Auch der englische Angler auf Oblivion schien sein Fangglück aufgebraucht zu haben, denn seit Donnerstag konnte auch er keinen Fisch mehr über die Keschermaschen ziehen. Ich nehme es vorweg: Es blieb bei mir leider nur bei dem kleinen Stocki. Jedoch hat sich gezeigt, dass der See einen wirklich verrückt machen kann. Man überdenkt seine Taktiken, die Platzwahl und zweifelt an seiner Einschätzungsgabe. Allerdings ist der Gigantica kein „running lake“, in dem einem die Fische in den Kescher springen. Beileibe nicht! Er ist einer der Seen, der das ganze Jahr hinweg hart beangelt wird und in dem die Fische schon alles an Baits und Rigs gesehen haben. Schwer zu beangeln bzw. ein tricky lake triffts wohl am ehesten…
Nichtsdestotrotz zieht einen der Gigantica vielleicht auch gerade deswegen in seinen Bann, auch dank seiner großen Bewohner, und man kann nicht loslassen. Der Service am See, die Bailiffs Buzz und James sowie das Essen waren hervorragend, weshalb auch deswegen eine weitere Woche am Gigantica für Sommer 2019 bereits über The Carp Specialist gebucht wurde. Zumindest dürfte dann das Wetter im Sommer nächsten Jahres besser sein und die Fische schon aktiver. Und mit etwas Losglück ist vielleicht mehr drin, als bei dem durchwachsenen Saisonstart zu Ostern.
Einen erfolgreicheren Saisonstart 2018 wünscht
Christoph