On tour…

-Fortsetzung jeweils am Ende des Artikels-

Für viele ist die Saison bereits vorbei und dem ein oder anderen wird es wohl schwer fallen, die trostlose Zeit bis zum nächsten Frühjahr ohne Entzugserscheinungen zu überstehen. Gerne will ich versuchen mithilfe unserer Seite warme, frische Sommerluft in die weihnachtlich-dekorierten Zimmer zu treiben. In den kommenden Tagen werde ich hier in kurzen Abständen von der vergangenen Urlaubstour mit meinem Bruder berichten. Wir zogen im Sommer 16 Tage lang kreuz und quer durch Frankreich und haben viel erlebt. Ich hoffe, ich kann euch mit meinem Geschreibsel etwas inspirieren und informieren oder vielleicht sogar hin und wieder etwas Summerfeeling vermitteln. Und wenn´s nicht klappen sollte, dann denke ich, dass hiermit wenigstens die ein oder andere langweilige Minute in der Mittagspause oder zu Hause vor dem PC schneller verfliegen wird….

36Grad und es wird noch heißer....

Teil 1. Freitag 10.30 Uhr. Hitze. Mit einem lauten Knall schließt sich derKofferraum. Und wir haben Grund dazu, stolz zu sein:Es ist noch etwas Luft im Auto, wir haben viel Material eingespart. Kein unnötiger Krams dabei. Das Futter besteht aus Scoberryboilies, Red Spice Fish Boilies, Halibuttpellets (versch. Größen), Exclusive Fish Boilies und Tigernüssen. Damit sollten alle Bereiche abgedeckt sein. Zusätzlich habe ich noch verschiedene Liquids (GLM und Fischprotein), Pop Ups sowie Halibutt Hooker dabei.

Kilometer für Kilometer beißen wir uns durch den Feierabendverkehr. Gefühlte Tage später treffen wir in einem kleinen idyllischen Örtchen ein. Ein Feldweg (aber mehr Feld als Weg !) führt Richtung See. Vom Örtchen her sehe ich zwischen den Baumwipfeln schon das Wasser schimmern.

Der kleine, französische Waldsee ist trüb. Sichttiefe maximal 1,5 Meter. Lukas -mein Bruder- und ich teilen uns auf. Er läuft links am Ufer entlang, ich rechts. Ich hebe 2,3 Steine hoch und sehe etwas Kleingetier flüchten. Dennoch schätze ich das Wasser als verhältnismäßig nahrungsarm ein. Krebse sind zumindest am Tag nicht aufzufinden. Und durch die Trübe wird sich in den größeren Tiefen auch nicht allzu viel  Leben abspielen. Vereinzelt sehe ich Rotaugen und Sonnenbarsche. Ich laufe ca. eine Stunde am Gewässer entlang und blicke unter jede Hecke, an jede Steinpackung und betrachte das Totholz genau. Ich habe keine Ahnung mit welchem Bestand wir rechnen können und da wäre so ein Trupp Karpfen am Ufer sicherlich ein Motivationsschub. Mitten im Gebüsch treffe ich 2 Franzosen. Sie sitzen auf Barsch an. Ich komme mit den beiden ins Gespräch und somit auch an meine ersten wichtigen Informationen. Boot erlaubt, Zelten überall erlaubt. Angelkarten gibt´s aber erst ab Montag wieder zu kaufen. Da wir spät gegen Abend angekommen sind, haben die Läden schon alle geschlossen.

Wir fahren also weiter an einen anderen See. Ich kenne hier jemanden der Angelkarten ausgibt. Somit ist es für uns kein Problem die Papiere auch zu ungewöhnlichen Zeiten und am Wochenende zu erhalten. Der ältere Herr -der früher auch mal in der Pfalz, ganz in der Nähe meines Wohnortes lebte – wünscht uns gutes Gelingen und schöne Fische. Stunden später steht unser Lager. Kein Zelt. Dafür nur 2 Liegen und ein kleiner Schirm. Die Ruten sind ausgebracht, die Nacht kann kommen….

Teil 2

Bereits am nächsten Morgen fotografieren wir die ersten Fische. Zwei Schuppenkarpfen. Nicht sehr groß, aber schön und ein super Anfang. Bereits am ersten Urlaubstag hat jeder von uns seinen ersten Fisch. Das stimmt zuversichtlich….

Den Tag über vertreiben wir uns die Zeit beim Barschangeln. Besonders meinem Bruder haben es die zahllosen Barsche angetan, die hier regelmäßig „am Band“ hängen. Während er Barsch um Barsch ans Ufer zieht, bin ich schon fleißig am filetieren. Wir leben hier „von der Hand in den Mund“, bedienen uns von dem, was uns der Blinker liefert. Fein abgeschmeckt mit Sekt und Orangenpfeffer servierte mein Bruder ein klasse Fischgericht zu Nudeln.

Es ist spät abends – wir haben gerade gegessen – als sich ein Bissanzeiger meldet. Lukas fängt einen weiteren Schuppi, den ich vor einem unglaublich schönen Sonnenuntergang noch ablichte.

Die Nacht bleibt ohne weitere Bisse. Erst am Morgen, als die Sonne bereits hoch steht, bekomme auch ich noch einen Lauf auf einen Exclusive Fisch Boilie. Der Fisch zieht ins tiefe Wasser und schlägt wütend mit seinem Kopf. Ich öffne die Bremse und rechne mit einem guten Karpfen. Es vergehen bange Minuten. Kurz nachdem die ersten Luftblasen an die Oberfläche stiegen erkenne ich einen großen Spiegler. Kurze Zeit später habe ich den Fisch vor mir. Einen Two Tone. Ich grinse und will gerade den Kescher unter seine breite Flanke schieben, als….

Teil 3…..der Fisch zu einer erneuten Flucht ansetzt. Ich breche den Kescherversuch ab und drille weiter. Erst Minuten später habe ich erneut die Chance den Fisch in die Maschen zu bekommen. Dieses Mal mit Erfolg ! Ich bin absolut happy. Die Spiegler sind zahlenmäßig weit in der Unterzahl und besonders in den warmen Monaten schwerer zu fangen als die vielen flinken Schuppies. Deshalb freut mich der Fang besonders. Lukas macht ein paar klasse Fotos und wir geben den Fisch wieder frei.

Gegen Abend kommt etwas Wind auf. Zeitgleich fange ich noch einen Spiegler auf einen Exclusive Fisch Boilie. Da das Wasser vor unseren Füßen flach ist und starke Wellen gegen unser Ufer drücken machen wir sofort Fotos und lassen den Fisch augenblicklich wieder schwimmen. Lukas kann am nächsten Morgen noch einen guten Fisch aus unzähligen Hindernissen befreien. Der Schuppi hat sehr flach – ca. 1m – in etwa 200 Meter Entfernung gebissen.

Ein Neon Pop Up in gelb war der Köder. Da wir aber in den nächsten beiden Nächten keine Karpfen mehr fangen konnten, packen wir früh morgens ein und wollen das Gewässer wechseln. „On tour“ ist ja die Devise ! Auf dem Weg zum Auto passieren wir einige Buchten und ich wollte nicht gehen, ohne nicht doch noch einen Blick in eine davon geschmissen zu haben.  Wir legen deshalb mit unseren beladenen Boot am Eingang einer Bucht an und machen es fest. Dann laufen wir ein paar Meter ans Ende der Bucht. Dort legen wir uns auf den Boden und schieben vorsichtig unsere Köpfe über den Abhang um unter uns das Wasser zu beobachten….

Teil 4

„Da ! Karpfen !“ rufe ich leise zu meinem Bruder und deute auf drei oder vier Fische die unter totem, auf dem Wasser treibenden Schilf stehen. Sofort beködern wir unsere Montagen und legen die Ruten aus, während der Rest zusammengebaut bleibt. Der Wind drückt nun kräftig in unsere Bucht.

Schon beim Ablegen unserer vierten Rute pfeift eine ab, die wir erst kurz zuvor mit ein paar Pellets und einem Red Spice Fisch Boilie ausgelegt hatten. Ich eile mit dem Boot zurück und Lukas ergreift seine Rute. Der Fisch sitzt erst fest, löst sich dann aber schon wenige Sekunden später. Funktionierende Safety Clips sind doch ein Segen! Mein Bruder kann die kraftvollen Fluchten gut abfangen und folglich kurze Zeit später einen guten Spiegler in die Kamera halten.

....Lukas mit "Birke"..... 😉

Wenig später folgt diesem Fisch noch ein weiterer. Und auch ich kann noch einen Schuppi zu unserer kleinen Serie beisteuern. Dieser biss allerdings ganz am Ende der Bucht, und durch unsere Fahrt mit dem Boot haben wir leider die restlichen Fische verscheucht.

Lukas und ich sind dennoch zufrieden, denn die letzten paar Stunden haben noch mal ordentlich Spaß gemacht. Das sollte ein guter Abschluss gewesen sein.

Gegen Abend ist unser Auto beladen und unser neues Ziel gesteckt. Wir gehen zunächst noch in einen Supermarkt um unsere Essensvorräte aufzustocken und fahren dann los. Wir verbringen die Nacht schlafend auf einem Rastplatz an der Autobahn um gegen Morgen unserer Fahrt mit neuer Energie fortzusetzen. Die Sonne steht bereits hoch am Horizont, als wir in See stechen. Ein unglaublich schöner See mit unzähligen Inseln und Buchten liegt nun vor uns. Wir schlagen unser Lager auf einer kleinen Insel auf und suchen erfolgversprechende Plätze für die kommende Nacht…

Teil 5 Doch ohne Fisch wachen wir am nächsten Morgen auf. Ein Belgier, der bereits eine Woche ohne Fisch ausharrt, kommt am Morgen auf ein Schwätzchen zu uns. Als er uns kurze Zeit später verlässt, mache ich das Boot startklar, lasse Lukas die Abhakmatte und den Kescher zurück und begebe mich auf die Suche nach Fisch. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man sie bei diesen heißen Temperaturen und bei der Windstille nicht finden kann. Sicherlich werden sie sich irgendwo am Ufer unter Hecken aufhalten. So ist das zumindest an meinen Hausgewässern während heißer Witterung. Mit etwas Verpflegung und einer dicken Schicht Sonnencreme mache ich mich auf den Weg. Nach ein oder zwei Stunden erfolgloser Suche, bei der ich unter jeder Hecke und Wurzel nach Fischen suche, komme ich an eine Stelle, an der das Ufer weit in den Wald hinein reicht. Ein Ergebnis des hohen Wasserstands.

Die Bäume – meist Weiden- stehen hier sehr dicht und rudern ist nicht mehr möglich. Ich knie mich in mein Boot und ziehe mich an den Ästen immer weiter in die Hecken.  Mir fällt sofort auf, dass es hier angenehm kühl ist. Hier will ich bewegungslos einige Zeit auszuharren. Das Wasser um mich herum ist ca 0,8-1m tief, aber leider sehr trüb. Ich beobachte die Konturen am Boden und erkenne eine lange, spitz zulaufende Flosse. Bei genauerem Betrachten erkenne ich einen großen Wels, der keine 2 Meter von meinem Boot wegsteht. Einen Augenblick später, kreuzen 2 Karpfen auf. Schuppis, vielleicht 20-25Pfund. Endlich ! Im Schlepptau haben sie einen wunderschön beschuppten Fullyscaled, etwas kleiner. Behutsam kauere ich mich nieder und versuche die Fische abzulichten, was mir aus ungünstigem Winkel aber nicht gelingt. Als die Fische die nähere Umgebung verlassen ziehe ich mich wieder aus dem Unterwasserdschungel. Sofort verschickte ich eine SMS an meinen Bruder, der dann unverzüglich mit dem Abbau beginnt, während ich den langen Rückweg antrete. Da wir unsere Batterien schonen wollen, heißt das für mich: Rudern ! Fast eine dreiviertel Stunde ohne Schatten. Unerträglich. Bis ich zurück bin, hat Lukas unser kleines Lager abgebaut und ich hole noch mit ihm zusammen die letzten Ruten ein um dann wieder (dieses Mal aber mit Motor) Richtung überfluteten Wald zu schippern. Wir wittern unsere Chance und bringen die Ruten mit den unterschiedlichsten Ködern aus. Da wir aber vor den Bäumen auf einer überfluteten Wiese mit ausnahmslos sehr hohem Gras angeln, kommen hier vermehrt Pop Ups zum Einsatz. Die Fallen sind gestellt, das Warten beginnt erneut….

Teil 6 Noch bevor es wirklich dunkel wird, trifft Regen ein. Das passt mir jetzt aber gar nicht. Nicht auszuschließen, dass die Fische nun- witterungsbedingt- ihren Aufenthaltsort verlassen. Der nächste Morgen kommt schneller als gedacht. Wir haben durchgeschlafen. Leider. Sollen wir die Fische aussitzen ? Einfach abwarten ? Bis sie wiederkommen ? Zur Zeit weder mein, noch Lukas´ Geschmack. Wir packen ein und machen uns auf den Weg zum nächsten See.

Eine Landzunge, die sich unter Wasser noch sehr weit fortsetzt, sehe ich als sehr guten Ausgangspunkt für unsere Fischerei dort an. Wir verteilen die Köder auf der bestimmt 100 Meter langen Landzunge und fischen zusätzlich noch links und rechts ins tiefere Wasser sowie an interessante Krautfelder im Uferbereich. In der ersten Nacht können sowohl Lukas als auch ich jeweils einen Schuppi überlisten.

Beide Fische wurden mit Halibutt Hooker gefangen. Ein Köder den ich sehr gerne einsetze – dazu mehr hier zu einem späteren Zeitpunkt…..Die zweite Nacht an diesem See bringt uns dann einen Doppelrun. Der Fisch an der Rute meines Bruder sitzt sofort im Kraut fest. Deshalb will mich Lukas zuerst zu meinem Fisch bringen. Ein netter Schachzug meines Bruders – kam sein Run doch ein paar Sekunden früher! Da mein Fisch noch im Freiwasser kämpft eine gute Entscheidung. Es dauert nicht lange bis ich erkenne, dass es sich um einen der größeren Seebewohner handeln muss. „Waller oder einer der ganz dicken Karpfen“, kündige ich den Fisch frühzeitig an, hoffe aber auf letzteres. Mit anfänglicher Entäuschung -was ein geiler Drill- ziehe ich einen Wels ins Boot. Wir eilen zurück um den anderen Fisch zu drillen. Doch der hat sich bereits verabschiedet. Ich bedanke mich nochmals bei meinem Bruder und bedauere den Aussteiger bei ihm. Unwissend, dass Lukas schon bald noch richtig, richtig, dick belohnt werden sollte….

Teil 7 Doch zunächst noch etwas aus der Kategorie Pleiten, Pech und Pannen. Auf dem Rückweg vom Ausbringen einer der letzten Ruten hab ich leider eines unserer beiden Ruder an einen im Wasser stehenden Baum geschlagen. Abgebrochen. Einfach abgebrochen ! Das scheiß Ding ! Mir war klar, der Urlaub war gelaufen ! Die Energie der Batterien reicht nicht mal mehr aus um uns noch 2 Tage fortzubewegen und mit nur einem Ruder ist man auf dem Wasser ja absolut chancenlos ! Was nun ? Als ich mein Taschenmesser auf dem Bivvy-Table ablege, kommt mir der rettende Gedanke. Das ist es ! Im Eilverfahren bauen wir uns aus einem kaputten Ruder und einem Bivvy-Table ein neues, funktionierendes Ruder. Mc Gyver lässt grüßen. „Das Ding funktioniert !! “ lache ich meinen Bruder an, der die erste Probefahrt macht.

Ich bin jetzt absolut froh, bin ich vor nur wenigen Minuten noch davon ausgegangen, dass wir einpacken und heimfahren müssen. Aus dieser Euphorie heraus verspreche ich meinem Bruder den nächsten Run auf meiner Rute. Sozusagen als Wiedergutmachung für das kaputte Ruder und als Dank für die Aktion des Vortages, zuerst meinen Fisch auszudrillen.

Doch außer Brassen und Schleien gibt´s in dieser Nacht nix zu melden. Irgendwann nachts beschließen wir unsere Ruten nicht mehr auszufahren, denn zu zahllos sind die Brassen. Außerdem nehmen wir uns vor, gleich bei Sonnenaufgang einzupacken und erneut ein neues Gewässer aufzusuchen. Doch die brassenreiche Nacht forderte ihre Opfer und wir schliefen sehr lange am nächsten Morgen. Zu lange, um alles abzubauen, das Auto zu laden,  Kilometer zu fressen, das Auto wieder auszuladen, das Boot aufzubauen, das Boot zu beladen, erneut in See zu stechen und dann noch gute Spots vor Sonnenuntergang zu suchen. Wir entscheiden uns also mittags gegen 12Uhr doch noch eine Nacht hier zu bleiben. Keine Stunde später, also nachmittags gegen 13Uhr piept mein Bissanzeiger. Es ist die rechte von den einzigen beiden Montagen, die noch ausliegen. Der Köder – wieder Halibutt Hooker- lag die ganze Nacht über unberührt am Grund. Ich drücke meinem Bruder meine Rute in die Hand und bringe ihn (supported by Bivvy-Table) über den Fisch. Lukas zieht ihn aus dem dichten Kraut und meldet „Spiegler“.  Jetzt -der Fisch ist wieder im Freiwasser- sehe auch ich ihn und muss schlucken….zeitgleich liegt der Geruch eines neuen Personal Bests in der Luft…….
Teil8 Lukas und ich drehen Sekunden später total durch. Obwohl wir gar keine Informationen über Bestand, Fischgröße oder sonstige wissenswerte Fakten hatten, haben wir es hier an diesem See probiert. Und es hat sich jetzt absolut gelohnt ! Es ist Lukas´ größter Karpfen. Wir machen ein paar schöne Wasserfotos, freuen uns abartig und feiern den kleinen aber genialen Tisch am Ende des halben Ruders……..Ironie des Schicksals: Es war genau diese ausgebrachte Montage, auf deren Rückweg ich das Ruder zerstört habe. Manchmal muss man eben ein Opfer bringen….
Teil 9 Nach diesem Ausnahmefisch vergeht die letzte Nacht an diesem See aber ohne größere Aktionen. Ein kleiner Spiegler um die 10 Pfund hat noch gebissen, wurde aber ohne Fotos gleich in der Nacht zurückgesetzt. Es ist früher Morgen, als wir aufbrechen um einen Abstecher ins Land der roten Erde zu machen. Schon wieder lassen wir unzählige Kilometer hinter uns. Stunden später stehen wir an den Ufern des Lac du Salagou und für mich ist es eine Art Kindheitstraum hier zu fischen.

„Ein Fisch! Lukas, nur ein Fisch !“ sage ich immer wieder zu meinem Bruder und formuliere so mein Ziel. Unser Zeitfenster setzen wir bewusst knapp an. Maximal 2 Nächte möchten wir hier bleiben. Doch auch hier erwarten uns keine guten Umstände. Ein paar Franzosen fischen 200m weiter links von uns und hatten in den letzten 6 Tagen nur einen einzigen Fisch. Dennoch wollte ich unser Ziel nicht nach unten korrigieren. (Hätte ja auch wenig Sinn gemacht, dann noch die Ruten auszubringen 🙂 )Ich tauche im Uferbereich umher und finde ein paar ganz interessante Stellen,an denen vor nicht allzu langer Zeit gefressen wurde. Behutsam vergrabe ich das Blei und platziere die Montage möglichst optimal. Auch hier am krebsreichen Salagou setze ich neben Tigernüssen auf Halibutt Hooker als Hakenköder.

Durch die gute Härte, die die Halibutt Hooker besitzen, haben die Krebse innerhalb einer Nacht kaum eine Chance. Zusätzlich gefällt mit die Idee den Hakenköder einfach mal deutlich von den Ködern anderer Angler abzuheben. Gott und die Welt füttern Pellets aber kaum jemand angelt damit. Klar, dass die Fische dann damit weniger schlechte Erfahrungen gemacht haben, als mit anderen Ködern. Sicherlich ist das für die Angelei hier am Salagou nicht so wichtig wie an härter beangelten, kleineren Baggerseen. Aber wie sagt man so schön: „Sicher ist sicher“.

Kaltes Bier an heißen Tagen: Nasse Tücher drum und ab damit in den Wind !

Am frühen Morgen des nächsten Tages kommt starker Wind auf. Er drückt perfekt auf unser Ufer. Das Wasser klatscht nur so gegen die Felsen und die ganze Uferregion wird etwas trüb. Es ist schon Mittag, als sich ohne Vorankündigung eine Rolle ein Bewegung setzt. Ich ergreife die Rute und sprinte die Felsplatte zu meiner Linken entlang. Dabei strecke ich meinen Arm weit aus, um die Schnur vor möglichen Schäden zu schützen. Die Montage lag keine 2 Meter vom Ufer weg und der Fisch nutzt diese Chance um die Schnur immer und immer wieder zwischen die Felsen zu ziehen. Ohne gutes Endgame, dass nach jedem Drill und bei jeder Gelegenheit kontrolliert wird, wäre das hier ein No Go. Der Fisch flüchtet ins Freiwasser. Ich atme auf und erkenne einen dunklen Rücken an der Oberfläche….

Teil 10 ...keine fünf Sekunden später stehe ich mit dem Rig in der Hand am Ufer. Ausgeschlitzt ! Ich glaube mein Bruder hat mich selten so fluchen gesehen (und der hat diesbezüglich schon viel mitgemacht 🙂 ) Auch wenn der Fisch kein ganz großer war, sondern ein „Salagou-Durschnitts-Schuppi“ ist der Aussteiger ärgerlich. Die Montage wird wieder an ihrem Platz versenkt und eine Hand voll Futter fliegt hinterher. Ein Unterhandwurf reicht dabei aus. Gute Spots sind hier rar gesät. Der auflandige Wind ist deshalb wichtig, da er uns die Fische sozusagen entgegen bringt. Als er dann aber Abends gegen 20Uhr zuerst nachlässt und dann ganz aufhört, entscheiden wir uns noch schnell umzuziehen. Von unserem neuen Platz aus können wir wesentlich besser angeln, sind nicht so eingeschränkt was die Auswahl der Spots betrifft.

Dennoch vergeht die Nacht ohne Karpfen. Wir hatten uns vorgenommen, zumindest bis zum späten Nachmittag noch hier zu bleiben, denn die benachbarten Franzosen hatten ihren einzigen Fisch am Tag gefangen und wir hatten unseren Lauf auch bei Tag. Es sprach also viel dafür, dass es effektiver sein würde, tags zu fischen und dann mit Anbruch der Dunkelheit unser Lager abzubauen und weiter zu fahren. Da der Wind aber an jenem Morgen nicht aufkommen wollte, entschieden wir uns kurzerhand doch dazu jetzt schon abzubauen. Bei der Abfahrt werfe ich noch einen Blick durch´s Fenster auf das schöne Wasser, die unzähligen Boote und die alles umgebenden, feuerroten Berge. Mit knappen 48 Stunden hatten wir uns wohl ein etwas zu knappes Zeitfenster gesetzt, um unsere Tour auch bei dieser Etappe erfolgreich abzuschließen. Egal, weiter geht´s.

Als ich spät am Abend die Autotüre wieder öffne ist es schon merklich kälter geworden. Kein Wunder, denn wir stehen jetzt in Nordfrankreich, umgeben von einer frischen, nächtlichen Brise. Vor uns, ein kleines Meer,viel Regen und noch 2 Tage Zeit…..

Teil11  Im Frühjahr hatte ich hier schon 2 oder 3 interessante Stellen gefunden und dank GPS waren genau diese Plätze auch schnell wieder mit Futter präpariert.  Da sich der Kauf von 2 Karten für nur 2 Nächte nicht lohnen würde, angeln wir hier nur mit 4 Ruten. Ein kräftiges Lüftchen und Regen lassen auf Bisse hoffen.

Wir erleben ein Unwetter der Extraklasse. Frei nach Murphys Gesetz läuft genau in diesem Augenblick ein Fisch ab. Es ist doch einfach geil wenn der Motor auf größter Stufe läuft und immer wieder wegen dem Wellengang aus dem Wasser springt, du am Ruder (in unserem Fall ja immernoch am Bivy-Table) die Sau rauslässt und dir immer wieder literweise Wasser aus allen Richtungen entgegen spritzt. Das wir dabei aber trotzdem keinen Meter gegen den Wind ankommen, versteht sich ja von selbst ! Doch was zählt ist das Ergebnis und so kommt es, dass mein Bruder einen schönen Spiegler in der Ruhe nach dem Sturm in die Linse strecken kann.

In der darauf folgenden und somit letzten Nacht fange ich noch einen halbstarken Schuppi ohne Kiemendeckel, dem ich das Blitzlichtgewitter erspare und ihn wieder zurück auf den Futterplatz schicke. Der letzte Morgen bricht an und mit ihm endet auch unsere kleine Tour de France.

Zufrieden lasse ich die letzten Tage Revue passieren und stelle fest, dass wir in den vergangenen Tagen an allen fünf Gewässern die Fische gefunden haben und mit einer einzigen Ausnahme auch innerhalb der ersten paar Stunden zum Anbiss verleiten konnten. Glücklich aber erschöpft packen wir unseren Krempel ein und machen uns auf den Rückweg…

Auch das Zebraspinnenweibchen hat "always tight lines" 🙂

 

 Danke für´s reinschaun und einen guten Start in 2011.

 

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