Es sind einige Tage vergangen, einige Liter Wasser den Rhein herunter geflossen, seit ich das letzte Mal versucht habe meine Erlebnisse am Wasser in Wörter, die Leidenschaft die mich Tag für Tag umgibt, in die Ordnung geschriebener Zeilen zu bannen. Eine Phase in der es zeitweilig, entgegen dem stetigen inneren Drang galt, die Prioritäten nicht nach dem Gefühl des Bauches, sondern nach der Vernunft des Verstandes zu setzen.
Und, wie es so oft im Leben spielt, gewinnt man durch behutsam dosierte Distanz einen Blick auf das große Ganze, den einem der Tunnelblick des Alltäglichen sonst verwehrt. Bei den wenigen Malen, in denen es mir vergönnt war, den Drang mit gutem Gewissen nachzugeben und den Wagen für eine Nacht am Wasser zu beladen, durchfuhr mich das fast vergessene Gefühl, mit dem ich schon als 15-jähriger Junge den, damals noch von einem Fahrrad gezogenen Anhänger belud. Auf einmal erlebt man die Zeit wieder bewusster, wohl gewiss, es nicht wie anderer Tage in spätestens 78h wieder in die Nähe des uns liebsten aller Elemente zu schaffen. An Tagen wie diesen stellt man mit Erschrecken fest, dass die einkehrende Routine auch bei unserem Hobby viele Dinge verblassen lässt, deren grelle Farben damals um unsere Begeisterung warben.
Vielleicht sollte man sich einen Teil dieser Achtsamkeit auch für die Zeiten bewahren, in denen der Gang ans Wasser zur Gewohnheit wird. Vielleicht braucht es auch gerade eine solche Zeit, um Festgefahrenes zu lösen, um Werte zu schätzen, ja vielleicht einfach dafür sich zu besinnen, worauf es wirklich ankommt. Zeiten in denen du dir Gedanken über das Essentielle deiner Angelei machst, einen Fick darauf gibst, ob andere dein Gewässer als high/low oder gar no-stocked qualifizieren und du beim Fotografieren deines Fanges breit grinsend in die Kamera schaust, ohne dir Gedanken machen zu müssen, dass man ohne schleimverschmierte Klamotten und 35er Brennweite angeblich auf einmal nicht mehr „real“ ist.
Vielleicht ist es gerade jene Achtsamkeit, die dazu führt, dass es in solchen Phasen in der wenigen zur Verfügung stehenden Zeit oftmals deutlich besser läuft, als in den Zeiten, in welchen man mit viel zeitlichem Aufwand versucht, mit dem Kopf durch die Wand zu brechen. Nur allzu gut kenne ich das Gefühl der Frustration, das sich breitmacht, wenn es trotz heftigstem Einsatz einfach nicht läuft. Du kannst dich auf den Kopf stellen, machen was du willst, ohne auch nur die geringste Chance zu bekommen, das Ruder rumzureißen. Ich kann mich an Jahre erinnern, in denen ich, rein zeitlich gesehen, bestimmt das 5-faceh des diesjährigen Aufwandes betrieben habe, um nur einen Bruchteil der von mir gesteckten Ziele zu erreichen.
Genau deshalb ziehe ich meinen nicht vorhandenen Hut vor all denen, denen der Erfolg dieses Jahr nicht wie von alleine vor die Füße fällt. Angeln ist unvorhersehbar, Angeln ist oftmals unberechenbar, Angeln ist nicht fair!
Aber auf lange Sicht gesehen wird der belohnt der hart arbeitet, der der sich durchbeißt, nicht aufgibt und sich auch nach deftigen Niederlagen wieder gerade macht. Immer gewinnen wäre zu einfach!
„Gut Ding braucht Weile“ Oma wie Recht du hattest!
Tackle ab
Simon