Achtung Schlagloch…
Kurzes Ausweichmanöver auf das an die Straße grenzende Feld.
Kurve links, 200m geradeaus und dann rechts abbiegen.
Ich glaube ich könnte diesen Weg mit geschlossenen Augen fahren. Wie oft ich diese Strecke allein vor meinem automobilen Lebensabschnitt mit dem Fahrrad bei Wind und Wetter, Sonne, Regen, Sturm und Schnee gefahren bin kann ich gar nicht zählen. Unter den lang ersehnten ersten richtigen Sonnenstrahlen des diesjährigen Frühlings mischen sich Realität und fast in Vergessenheit geratene Erinnerungen an die Zeit meiner ersten anglerischen Gehversuche. Während damals der Fahrradanhänger nur allzu oft in den zahlreichen Schlaglöchern nahezu zerschellte, wähne ich mich jetzt in der komfortablen Situation, meine sieben Sachen sicher im Kofferraum verstaut zu wissen. In all der Zeit die ins Land gegangen ist seit ich dieses Gewässer das erste Mal beangelte, hat sich Einiges getan. Zeiten ändern sich, Zeit verändert dich… Dagegen gibt es einige Dinge, die bleiben so, als wäre Nichts passiert.
Das oder so etwas ähnliches muss ich gedacht haben, als mein langjähriger Freund Patrick mir das einst grünlackierte, quietschend ungeölt in seinen Angeln hängende Tor zum eingezäunten Seegrundstück öffnet. Ganz wie früher, und doch so anders. Das weiße Schild mit dem früher wenig werbewirksam um neue Mitglieder geworben wurde ist verschwunden und auch mein Magen signalisiert statt der einst an dieser Stelle eintretenden jugendlichen Euphorie, vielmehr eine fast romantisch anmutende Nostalgie. Ich steige aus, atme tief durch, falle Patrick in den Arm und riskiere nach langer Zeit mal wieder einen Blick auf das Wasser, das ein Feuer in mir entfachte, welches heute heftiger denn je zu lodert scheint. Bekannte Gerüche paaren sich mit einem vertrauten Anblick. Ich kenne dieses Gewässer wie meine Westentasche, fühle mich nach wenigen Minuten so, als wäre ich nie fort gewesen. Doch der Schein trügt. Ich war fort, lange Zeit… So lange Zeit, dass ich garnicht mehr gedacht hätte, jemals an seine Ufer zurückzukehren. Zu schwerwiegend schienen die Verfehlung verkorkster Vorstandsarbeit und Schikanen derjenigen, für die ein Angelverein weniger mit der Angelei ansich, als mit neurotischer Machtdemonstration und sonntaglichem Frühshoppen zu tun zu haben schien. Doch entgegen der von eben genannten Personen mit Vorliebe geschwungenen Parolen, dass ja früher alles besser war, hat sich die Situation heute sehr zum Positiven gewendet. So konnte ein langjähriger, schon damals dem h arten Kern der dortigen Jugendgruppe angehörender Kumpel, den Pachtvertrag für dieses Gewässer übernehmen. Diesem Umstand verdanken wir es, dieser Tage unsere Ovalschirme an exakt an den Stellen aufschlagen zu können, an denen wir dies auch vor mehr als 13 Jahren allwöchentlich zu tun pflegten. Patrick war bereits seit 2 Tagen am Wasser und konnte bereits einige Fische, auch für ihn die ersten Fische des noch halbwegs jungen Jahres landen. Geplant war eine gemeinsame Nacht, weniger der Fische wegen, als mehr dem Gefühl, zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Wir ließen den Abend bei dem ein oder anderen guten Stück Grillfleisch, einem kühlen Bier und unzähligen Anekdoten vergangener Zeiten ausklingen… Allein dafür war ich hier, mehr wollte ich garnicht… Doch scheinbar freute ER sich auch, uns nach all den Jahren einmal wieder an seinen Ufern begrüßen zu dürfen, denn wir durften einige alte Bekannte wiedertreffen, Fische die ich meine halbe Jugend lang jagdte, die als erster 30iger meines Lebens unvergessene „Meilensteine“ meiner anglerischen Entwicklung monumentierten und die das Licht dieser Welt wohl schon einige Zeit vor meiner Wenigkeit erblickten….
Doch alles der Reihe nach…
To be continued…
