Gerade jetzt wo der kalte Wind übers Land weht und viele Gewässer mit einer dicken Eisschicht bedeckt sind, wird es besonders angenehm vor dem angeheizten Kamin im Wohnzimmer. Zugegebenermaßen muss man im Winter wirklich den inneren Schweinehund überwinden um überhaupt ans Wasser zu gelangen. Zu verlockend scheint das abendliche Programm auf der Couch. Gemütlich mit der Lebensgefährtin einen Film ansehen und vor sich hin dösen. Doch im Wohnzimmer sind Fänge unserer geliebten Rüssler selten bis nicht existent. Wird der Entzug zu massiv, treibt es dann sogar die eingefleischtesten „Winterangelabstinenzler“ doch noch raus in die Kälte. Was dort Beachtung finden sollte, werde ich in kurzen Punkten anschneiden.
1.) Vorbereitung: Eine erfolgreiche Session findet meiner Meinung nach in der Vorbereitung seinen Ursprung. Wenn man im Winter mit zittrigen Fingern erst am Wasser beginnt seine Rigs zu binden und die Ruten zu montieren, wird viel Energie verbraten bevor man überhaupt angegriffen hat. Man kann viele Dinge schon daheim erledigen, was vor allem im Winter sinnvoll ist.
2.) Gewässertiefe: Die Meinung, dass im Winter gerade die tiefsten Bereiche eines Gewässers die produktivsten sind, ist weit verbreitet. Ein pauschales Urteil würde ich aber nicht leichtfertig abgeben. Natürlich weiß jeder von uns über die Dichteanomalie des Wassers bescheid und liegt somit auch nicht falsch in den Tiefen nach den Fischen Ausschau zu halten. Jedoch spielen auch einige andere Faktoren eine wichtige Rolle. Ich konnte zum Beispiel an einem über 100 Hektar großen Gewässer, welches Tiefen bis über 35 Meter aufweist, Fische in nur knapp zwei Metern Tiefe fangen. Und das bei einer Lufttemperatur von unter 0°c. Grund dafür war ein Wassereinlauf, welcher zwar nicht wärmer war, aber das klare Wasser über eine große Fläche stark eintrübte. Was ich damit zum Ausdruck bringen will, ist die Tatsache, dass man sich nicht immer nur auf eine Gewässertiefe versteifen sollte. Oft bringen gerade die unkonventionellen Methoden die Fische.
3.) Unterstände: Viele Angler sind der Meinung, dass die Holding Areas nicht in unmittelbarer Verbindung zu den Feeding Areas stehen. Unter Umständen können sie damit auch Recht haben. Doch besonders im Winter halte ich es für außerordentlich wichtig die Fische zu lokalisieren. Brücken, Steganlagen oder sonstige von Menschenhand erschaffene Konstrukte sind in der Kälte immer einen Versuch wert.
4.) Kraut: Unterwasserpflanzen sind für mich nicht nur im Winter ein heißer Tipp. Sie bieten nicht nur ausreichend Schutz sondern auch genügend Nahrung. Gerade im Winter schlagen die Fische so zwei Fliegen mit einer Klatsche.
5.) Sonne: Ich würde meinen Angelplatz nicht unbedingt nur nach der Sonneneinstrahlung auswählen, ein zu unterschätzender Faktor ist sie aber trotzdem nicht. Gerade an klaren Tagen, an denen die Sonne über die Mittagszeit ihr bestes gibt, ist es einen Versuch wert eine Montage im erwärmten Wasser zu platzieren. Ein daraus resultierender Temperaturunterschied im Wasser kann das Quäntchen sein, welches zum Glück verhilft.
6.) Wind/Wasserdurchmischung: Für unsere geliebten wechselwarmen Fische, ist es von enormer Bedeutung den Organismus im Gleichgewicht zu halten. Besonders im Winter würde es unglaubliche Energiereserven kosten, müsste sich das Tier ständig umstellen. Gewässerabschnitte die so exponiert liegen, dass der Wind für einen stetigen Austausch mit dem kalten Oberflächenwasser sorgt, gilt es zu vermeiden.
7.) Köder: Im Winter schenke ich kleinen auffälligen Ködern mein Vertrauen. Am besten sollten sie auch gut und schnell arbeiten. Meinen Favoriten stellt der Scoberry Boillie dar. Die Kugel ist auf Basis von Milchproteinen aufgebaut und gibt unmittelbar Lockstoffe im kalten Wasser ab.
8.) Füttern: Da Karpfen bei niedrigen Temperaturen den Organismus auf ein Minimum reduzieren, sind große Futtermengen nicht von Nöten. Um mit der gleichen Menge Kugeln aber trotzdem ein größeres Areal abzudecken, ist es sinnvoll auf kleinere Durchmesser zurückzugreifen. Gerne verwende ich auch Groundbait mit PVA. Auch Klassiker wie Maden oder Tauwürmer finden im Winter den Weg auf meine Rigs.
9.) Rig: Ich bin generell ein Freund von simplen und effektiven Rigs. Wenn, wie es im Winter der Fall ist, die Bisse zurückgehen, möchte ich auf Rigs zurückgreifen in welche ich uneingeschränktes Vertrauen habe. Einzig eine Spur kürzer dürfen sie ausfallen. Besonders gerne verwende ich dann Fluo-Rigs. Diese haben auch den Vorteil, dass sie im klaren Winterwasser nicht so deutlich wahrnehmbar sind.
10.) Carp Care: Für die meisten von uns selbstverständlich, möchte ich trotzdem kurz auf das Handling der Fische eingehen. Dass man den Landgang das ganze Jahr über so kurz wie möglich halten sollte, ist sowieso logisch. Doch besonders bei Temperaturen unter der 0°c Marke sollte das Handling schnell über die Bühne gehen. Der enorme Energieaufwand der Fische kann zu schlimmen Folgeschäden oder im schlimmsten Fall zum Tod des Tieres führen. Das heißt für uns wieder einmal, dass das Wohl des Fisches im Vordergrund stehen sollte.
In diesem Sinne wünsche ich euch aufregende Winterstunden!
Johannes